Die politische Diskussion in Österreich ist entbrannt und brennt munter vor sich hin. Wenn man die Emotionsausbrüche auf Facebook mitverfolgt, kann man zumindest nicht mehr von einer generellen Verdrossenheit der Bevölkerung gegenüber politischen Themen sprechen. Vor allem in der Flüchtlingsfrage, beziehungsweise im schon viel länger schwelenden Großthema „Integration“, hat eigentlich jeder eine Meinung, und grundsätzlich ist jede andere Meinung einmal falsch, böse und schlecht. Egal was man schreibt, die Chancen entweder als „Gutmensch“ oder „Nazi“ bezeichnet zu werden sind recht hoch. Doch können wir es uns wirklich so einfach machen? Und kann Wahrheit tatsächlich im Extrem liegen? (Spoiler: Nein.)

Aktuelle Situation

Fakt ist, Europa und damit auch Österreich befindet sich aktuell in einer Krise. Zwar nicht nur in der Frage der Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten, aber diese hat aktuell die größte Auswirkung und weist auch auf ein tief sitzendes Problem der politischen Landschaft hin. Österreich fehlt die Mitte. Das hat nun keineswegs esoterische Bedeutung (finde deine Mitte!), lässt aber den politischen Dialog mühsam werden. Es scheint, dass nur noch extreme Meinungen akzeptiert werden und man versucht sich hier gegenseitig zu überbieten (ich bin schon Gutmensch Stufe 3/Adolf Stufe 4). Überspitzt gesagt könnte man sagen, dass es oft so scheint als würde eine Seite am liebsten alle Menschen der Welt in Österreich aufnehmen, während die andere Seite die Flüchtlingsboote am liebsten im Mittelmeer abschießen möchte. Die Wahrheit ist, dass beide Meinungen natürlich schwachsinnig sind (diese Freiheit nehme ich mir).

Hallo Links!

Auf Seite der Linken wird oft das Bild vermittelt, als würde man am liebsten JETZT SOFORT ALLE Menschen der Welt nach Österreich einladen wollen und das diese Maßnahme überhaupt kein Problem wäre. Das ist natürlich sehr überspitzt formuliert, doch scheint es hier oft an ökonomischen Grundverständnis zu fehlen. Nämlich an der Einsicht, dass das was unser Land so absurd lebenswert macht (und das ist es, wir sollten jeden Tag 1 Minute einfach nur froh sein, dass wir hier geboren sind), eine Menge Geld kostet. Und, dass der Versuch diesen Wohlstand jetzt auf einmal allen zukommen zu lassen, zu nichts anderem als Chaos und Armut für alle führen wird. Wenn Kritik an diesen Ideen geäußert wird, ist die sogenannte Nazikeule nicht weit und jeder Wahlerfolg einer FPÖ wird schlicht darauf geschoben, dass A. Alle dumm oder B. Alle Nazis sind.

Hallo Rechts!

Die Gruppe rechts der Mitte wiederum macht es nicht viel besser. Und nein, ich rede hier nicht über jeden Blau-Wähler, genau so wie oben nicht über jeden Grün-Wähler. Aber ein Teil dieser Truppe scheint gewisse Dinge aus einer sehr interessanten Perspektive zu betrachten. Denn trotz aller Ängste wird eine Frau mit Kopftuch, oder ein Moslem der betet, nicht den Untergang des Abendlandes einläuten. Was hier leider sehr oft vorkommt, sind grausamste und widerwärtigste Aussagen, bezüglich des Leids anderer Menschen. Es ist so, dass wenn diese Leute unsere Kultur repräsentieren sollten, dass wir dann wirklich überlegen sollten ob das so eine gute Kultur ist. Doch zum Glück stehen sie nicht für uns alle.

Was wäre nett?

Warum aber betrachten wir die ganze Sache nicht wirklich nüchtern und sachlich wie sie ist? Es wäre genauso absurd jeden Zuwanderer (ob durch die Kriegsflüchtlingsströme oder sonst woher) als DIE Bereicherung für unser Land zu sehen, wie wenn wir jeden von vornherein als Terroristen (wtf?) oder Wirtschaftsflüchtling verurteilen.

Wir müssen ganz einfach mit jedem genauso umgehen, wie es logisch ist. Das heißt: JA, wir lassen jetzt einmal keine Flüchtlingskinder auf der Straße verhungern. Wir helfen JETZT, denen die diese Hilfe benötigen und schimpfen sie nicht, weil sie eventueeel Wirtschaftsmigranten sein könnten. Und JA, wir kommunizieren schon jetzt, dass wir jeden der ohne Asylgrund hier ist, abschieben werden/müssen und tun das dann auch. Denjenigen die hier bleiben dürfen, (Willkommen!) zeigen wir einerseits in was für einem unpackbar geilen Land sie hier sind, und andererseits sagen wir Ihnen auch was im Gegenzug dafür von Ihnen an Integration verlangt wird und fordern diese auch ein. (P.S: Bitte diesmal aber die Leute aufteilen, bei aller Liebe zum Heimatbezirk, ich weiß nicht ob die Welt ein zweites Favoriten dapackt).

Die Politk

Von Seiten der Politik sollte halt einfach (ja org, es ist einfach!) die Wahrheit kommen. Nur das kann die Extreme stoppen. Indem wir aufklären, dass wir hier sinnvoll differenzieren und auch kritische Berichterstattung zulassen (sollten sich christliche Flüchtlinge in manchen Heimen bedroht fühlen, dann IST das so und muss gelöst werden), andererseits blinder Hetze mit Klarheit und Fakten gegenübertreten.

Wir müssen Ängsten und Sorgen der Leute offen entgegentreten. Wie soll sich eine Person, welche z.B einfach nur einmal fragt, wie das mit Arbeitsplätzen für Flüchtlinge ist, fühlen, wenn man ihr ohne Pause „NAZI“ ins Gesicht schreit. Ich denke, dass 20% der Wähler einer oft kritisierten Partei, solche sind, denen es einfach reicht angelogen zu werden und für oft völlig sinnvolle Fragen als neuer Hitler hingestellt zu werden. Zuhören. Ernst nehmen. Antworten haben.

Sonst überlassen wir blinden Kampfrednern das Feld und lenken Österreich in eine Richtung in die wir ganz bestimmt nicht wollen. Denn wir leben in einem fantastischen Land, voller Freiheiten und Möglichkeiten. Also bleiben wir bitte so gemäßigt wie unser Klima und geben Extremen keine Chance.

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Claudia Drobny-Oertel

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stefan251

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