Weltweit ist es keine gute Zeit für Politiker und auch Wähler, welche sich ganz bewusst (eher) links der Mitte sehen. In den USA gewinnt Donald Trump, die AfD in Deutschland wächst und bei uns in Österreich kann (mal wieder in diesem Jahr) ein durchaus deutlich rechts der Mitte stehender Herr (man siehe das Programm der FPÖ) Bundespräsident werden.
Woran liegt das? Warum erreichen linke Parteien die Wähler nicht mehr? Sind diese Wähler etwa alle dumm? Nein. Ich glaube viel eher, dass Links in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise steckt. Wie kam's? Auf Facebook lese ich immer wieder von Personen, dass Sie nicht einsehen, warum Sie als Rechte bezeichnet werden. Nun, zugegeben, viele dieser Schreiber sollten sich ihre eigenen Posts noch einmal durchlesen, dann wüssten sie warum.
Die Anderen
Und doch gibt es da einige, welche sich zurecht beschweren. Ich erinnere mich hier gern an meine Schulzeit, in der ich ein mehr als überzeugter Blau-Wähler war. Dort haben wir oft über Themen wie z.B die Migrationspolitik diskutiert. Ich konnte eigentlich nur verlieren. Egal, wie durchdacht meine Argumente waren, es blieb immer noch der Auswe,g mich als Nazi zu bezeichnen - eine sichere Strategie. Und leider war dies viel zu lange die einzige Strategie, die die linke Speerspitze hatte. Sobald irgendjemand ein Problem mit Zuwanderung angesprochen hat, wurde er als rechts beschimpft. Dass man diese Themen vielleicht nicht aus einer Edelwohnung im 19ten Bezirk bewerten sollte? Ganz egal.
Eine nicht unbeträchtliche Menge an Linken hat sich in einer Weltsicht verfangen, die „gute“ Ideologie über alles stellt, auch über Realität. Das war übrigens (bevor Rechts dieses Wort nun geklaut, instrumentalisiert und nachhaltig missbraucht hat) für einige (zumindest für mich) einmal der Grundgedanke des Wortes „Gutmensch“. Personen, welche sinngemäß z.B der Meinung sind, dass Angehörige von Minderheiten immer nur Opfer sind und eigentlich gar keiner Straftat schuldig sein können. Ich behaupte nun auch gar nicht, dass das der Großteil der Linken war, es waren scheinbar nur die Lautesten.
So geht’s nicht
Viele Bürger sind allerdings täglich mit Schwächen dieser Weltsicht konfrontiert. Sie sehen sich (ganz ohne jeden Rassismus) kulturellen Schwierigkeiten ausgesetzt, erleben Relativierung von tatsächlich stattgefundenen Ereignissen und bleiben dann fassungslos zurück. In dieser Fassungslosigkeit ist es durchaus nachvollziehbar, sich der einzigen Partei zuzuwenden, welche dieses Thema auch nur irgendwie anzusprechen scheint – die FPÖ. Ich gehe auch persönlich davon aus, dass der Großteil dieser Wähler keine „Die-Hard“ FPÖ-Fans sind, welche den blauen Kurs bedingungslos mittragen möchten. Wie oft habe ich schon gehört: „Ich habe sie gewählt, mit der Hoffnung, dass sie nicht gewinnen“. Das mag zwar „dumm“ wirken – es zeigt aber eher, wie verzweifelt manche Menschen auf der Suche nach Gehör sind.
Worum geht’s hier?
Nun hat man gesehen, dass ich durchaus Kritik für diverse gesellschaftliche Entwicklungen übrig habe. Wie aber mittlerweile jeder weiß, habe ich bis jetzt zwei Mal Alexander Van der Bellen gewählt und werde das auch am 4. Dezember wieder tun. Aber warum tue ich das? Van der Bellen ist doch ein „linksgrünversiffter Vaterlandsverräter, welcher gemeinsam mit Merkel alle Grenzen öffnen möchte um die Umvolkung voranzutreiben!!!!“. Wenn man annimmt, dass ich kein vollkommener Idiot bin (bin ich ehrlich nicht), kann man davon ausgehen, dass ich gute Gründe habe.
Warum Van der Bellen?
Ich habe ja schon einmal einen langen und ausführlichen Artikel über meine vielfältigen Gründe geschrieben, Alexander Van der Bellen zu wählen. Die Frage von Migrations- und Flüchtlingspolitik war mir da sogar so wichtig, dass ich ihr einen eigenen Absatz gewidmet habe. Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber ich kann hier nur wieder zitieren, was ich schon damals zitiert habe. Van der Bellen äußert sich zu diesen Themen nämlich nicht, wie man es von einem Linksgrün-Versifften-Umvolker (lol) erwarten würde: „Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Menschenrechte, Würde, gegenseitiger Respekt. Sie sind das Fundament unserer modernen Demokratie. Es ist heute wichtiger denn je, sich auf diese Grundwerte zu besinnen und sie auch gegenüber jenen zu verteidigen, die sie in Frage stellen oder aktiv untergraben. Seien es jene, die versuchen im Land die Gesellschaft zu spalten, oder auch jene, die zu uns kommen und unsere humanistischen Grundwerte nicht anerkennen. Insbesondere Gewalt gegen und sexuelle Belästigung von Frauen sind inakzeptabel und müssen mit aller Härte des Gesetzes verfolgt werden."
Diese Worte sind klar, sie sind scharf. Und genau das ist auch das Einzige, was die oben angesprochenen Bürger verlangen. Ein klares Bekenntnis zu den Regeln, die für jeden gelten. Ein Bekenntnis, das ihnen bei vielen Linken jahrelang gefehlt hat. Van der Bellen hat sich hier auch noch bei anderen Gelegenheiten konkret geäußert, etwa damit, dass es Menschenrechte und MenschenPFLICHTEN gibt, dass wir bei aktuell 500.000 Arbeitslosen keine Wirtschaftsmigration zulassen können oder dass man in der gesamten Flüchtlingsthematik nicht blauäugig sein dürfe. All das spricht für einen vernünftigen und doch sehr bestimmten Kurs in dieser Frage.
Fazit
Man kann es drehen und wenden wie man will, die Migrations- und Flüchtlingsfrage ist wohl DAS bestimmende Thema dieser Wahl. Würde hier die FPÖ gegen die Grünen antreten, wäre die FPÖ wohl stark im Vorteil. Doch hier handelt es sich um eine Personenwahl und (sooft das auch abgesprochen wird) Alexander Van der Bellen ist ein unabhängiger Kandidat, der nicht nur in vielen anderen Punkten mehr als qualifiziert ist, sondern auch in dieser Kernfrage einen klaren Kurs hat. Wäre dem nicht so, er wäre wohl schon in der ersten Wahl so vernichtend geschlagen geworden, dass eine Anfechtung nicht einmal im Traum zu irgendeiner Debatte gestanden wäre. Und auch meine Stimme hätte er dann im ersten Durchgang nicht erhalten.
Aber viele Wähler (trotz Anfechtung vermutlich die Mehrheit) haben wohl erkannt, dass man ihm in dieser Frage vertrauen kann. Viele andere tun dies noch nicht, nicht zuletzt aufgrund von so mancher Falschinformation die hier (bewusst?) in Umlauf gebracht wurde. Wenn Van der Bellen bis zur Wahl seine Botschaft hier noch klarer vermittelt, glaube ich, dass er sich von der allgemeinen Schwäche der Linken abwenden kann und diese Wahl gewinnen wird. Denn mehr wollen jene, welche zu Unrecht als „die Rechten“ bezeichnet werden gar nicht. Jemanden, der die Probleme sieht, sie klar anspricht und sie damit nicht im Regen stehen lässt.