Wir wären unfähig zu genießen, schreibt der Wiener Philosoph Robert Pfaller in seinem viel beachteten Buch „Wofür es sich zu leben lohnt“. Man solle sich also, gemäß Pfaller, ein Beispiel nehmen an jenen Genussmenschen die in klirrender Kälte mit einem Glimmstängel zwischen den klammen Fingern vor dem Fastfood Restaurant stehen, weil drinnen das Rauchen verboten ist. Genuss pur! Die Ursache für das lustfeindliche Rauchverbot verortet Pfaller übrigens im Neid derjenigen, die ihre eigenen Genussmöglichkeiten eingeschränkt haben. Also diese nichtrauchenden, birkenstocktragenden, Tofu essenden Bessermenschen wollen den intellektuellen, rauchenden Karnivoren ihr Steak madig machen. – Und weil, wie die Geschichte zeigt, es nichts gibt was zwei oder mehr Menschen enger zusammenschweißt als ein gemeinsamer Feind johlt die Masse laut und zustimmend auf, beschenkt Pfaller mich Facebook Likes und Buchkäufen und führt Krieg. Die Tofu-Esser gegen die Würstchenliebhaber, die Nichtraucher gegen die Raucher und so weiter…
Und es kommt noch schlimmer, der Staat mischt sich erneut ein. In Zürich beispielsweise werden seit fünf Jahren allgemein anerkannte Grundsätze gesunder Ernährung bereits an Kindergartenkinder vermittelt, ja Nachhaltigkeit soll neuerdings sogar zum Schulfach werden. Ein Grund laut auszurufen gegen diese staatliche Bevormundung. Paradoxerweise wurden das Rauchen und die industriell gefertigten "Lebensmittel“ aus dem gleichen Grund ins Leben gerufen, aus dem sie nun wieder verbannt werden sollen: Geld.
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Wo sich gesellschaftliche Kosten politisch reduzieren lassen, wird dies auch getan, das ist die Logik des Systems. Der "Genuss“ von Zigaretten stellt, ebenso wie die Einverleibung gewisser - als Nahrungsmittel deklarierter - Konsumgüter einen Kostenfaktor dar. Dieser Kostenfaktor ist der einzige Grund für die Politik Regeln zu erlassen oder auszusetzten, sowie das Kapital der einzige Grund für Unternehmen ist selbiges zu tun.
Ganz abgesehen davon kann es aber sicherlich nicht falsch sein bereits bei Kindern ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu generieren. Was wir essen, verleiben wir uns ein. Unsere Nahrung ist unser Brennstoff, sie bestimmt unseren Zustand mit. Der Mensch ist quasi, umgewandeltes Essen, seine Zellen sind hergestellt aus der Nahrung, die er sich zuführt. Kann es da falsch sein sich ein wenig den Kopf darüber zu zerbrechen, woraus man sich konstituieren lässt, auch wenn das Nachdenken darüber möglicherweise den Appetit gründlich verdirbt?: mit Medikamenten versetztes Tierfutter, hormonbehandeltes Mastvieh, unnatürlich lang haltbare Nahrungsmittel deren Ursprungszustand nicht mal annähernd erahnt werden kann, Wissenschaftler die vermehrt Zusammenhänge finden zwischen der Zunahme von Krebserkrankungen, Immunschwäche, Diabetes sowie neurologischen Erkrankungen und der Ernährung des Menschen.
Was allerdings zum Nachdenken anregen sollte ist, weshalb der Mensch nun auch noch aus der Frage der Ernährung eine Art Ersatzreligion machen muss. Wobei eben das vielleicht das Menschlichste an der ganzen Diskussion darstellt: Zeitlebens suchen wir eine Heimat und je säkularisierter die Weltsicht, desto weltlicher die Heimat.