Beim Thema "Musik" wird davon geschrieben, wie schwer es ist, im Musikgeschäft Fuss zu fassen. Ich kann das bestätigen. Als ich von 1988 bis 1993 bei der Firma Bösendorfer arbeitete, hatte ich ausreichend mit Musikern zu tun.

Es geht um klassische Musik - und dabei um Klaviermusik. Es werden unzählige Pianisten jedes Jahr fertig ausgebildet. In Hongkong allein 100.000. In Japan habe ich die Zahl nicht mehr im Kopf, vielleicht waren es 30.000. In Wien dagegen ist die Zahl eher verschwindend und auch die deutschen Hochschulen verblassen in der Statistik dagegen.

Jetzt überlegen Sie einmal, wie viele Pianisten sie kennen. Es sind sicher nur ganz wenige. Bei den Ausländern können Sie sie wohl an zwei Händen abzählen, bei den Österreichern an einer Hand. Wenn Sie aus der Branche sind, fallen ihnen noch eine Menge Hochschulprofessoren ein, die alle einen sehr guten Ruf ans Pianisten hatten.

Aber warum ist es so schwer, in Wien Fuss zu fassen? Es ist eine Stärke von Wien, dass wir ein überzeugendes Kulturangebot haben. Drei Opernhäuser, zwei Hauptkonzerthäuser mit mehreren Sälen und daneben noch weitere Aufführungsplätze, wohin man schauen mag. (Nur am Rande erwähnt: in Wien gibt es auch mehr Museen, als das Jahr Tage hat.)

Es liegt auf der Hand, dass man sich nur "das Beste" herauspicken will. Und das Beste, das sind Künstler, die man schon kennt, die von den Medien bereits erwähnt wurden. Immer wieder tut sich auch ein Geheimtipp auf. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Wenn Sokolov in Wien spielt, versuche ich alles Mögliche, um meine Dienstreisen um seine Konzerttermine herum zu planen.

In der Unterhaltungsmusik, die ich ohne sie abzuwerten, daneben identifiziere, gibt es noch mehr Angebote. Und es gibt fantastische Konzerte auf jedem Gebiet. Es gibt einen Laden, wo ich hingehe, ohne mir vorher Gedanken zu machen, ob ich die Künstler kenne und hören möchte. Das ist das Jazzland. Ich bin dort noch nie enttäuscht worden. Und natürlich könnte man das Porgy und Bess erwähnen und noch einige andere.

Aber selbst auftretender Künstler möchte ich in Wien nicht sein. Für Freunde und Verwandte mache ich manchmal etwas. Und diesen Beitrag schreibe ich, weil ich vor drei Tagen gefragt wurde, wann ich denn wieder etwas in der Richtung unternehme. Das sind dann Aufführungen für 100 Zuhörer. So viele bekomme ich zu einem 60. Geburtstag schon zusammen - oder auch zu einem 65. in zwei Jahren. Und kommendes Jahr plane ich im Quarnerius in Belgrad etwas zu unternehmen. Aber damit Geld verdienen, wäre unmöglich. Selbst wenn ich besser spielen könnte.

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Silvia Jelincic

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