„Ich habe Angst davor, nachts nach Hause zu laufen!“ Sagte mein Saufkumpan kurz nach Mitternacht in unserer Stammkneipe, wo wir regelmäßig kräftig einen über den Durst picheln.

„Ach ja, wovor denn?“ Wunderte ich mich, denn ängstlich war er mir bisher noch nie vorgekommen.

„Davor auf dem Heimweg von Ausländern überfallen, ausgeraubt und verprügelt zu werden.“

„Hmm..“ grübelte ich. Gab es nachts in der Stadt manchmal Überfälle? Natürlich gab es das, gab es schon immer, gibt es auch heute und wird es immer geben. Ich verkniff mir die Frage, weshalb er denn nachts um 2 Uhr besoffen als ideales Opfer nach Hause torkelt, statt sich ein Taxi zu nehmen, früher zu gehen oder weniger zu trinken. Und wieso bezog er dieses an sich normale Lebensrisiko nur auf „Ausländer“?

„Ist in letzter Zeit immer schlimmer geworden!“ Lallte mein Kumpel.

„Wieso, wurdest du schon mal überfallen?“

„Nein…, aber es wird immer schlimmer!“, beharrte er.

„Wurdest du denn schon mal nachts von irgendjemand bedroht oder ist dir sonst was passiert?“, fragte ich noch mal nach.

„Nein…, aber es wird immer schlimmer! Hab kürzlich von vermehrten Überfällen in letzter Zeit gelesen! Unter Hitler hätte es das nicht gegeben!“, lallte er. Aha, jetzt wurde es interessant! In Vino Veritas!

„Stimmt…, unter Hitler hätte es das nicht gegeben. Da hätten dich braune Horden tot geprügelt oder dich in ein Arbeitslager gesteckt, weil du ein besoffener, nicht rein deutscher, unproduktiver Volksschädling bist, der sein Mundwerk nicht halten kann und manchmal auch Sachen sagt, welche gar nicht gut ankommen“, meinte ich ehersarkastisch.

„Das könnte wohl sein, aber ich hab trotzdem Angst!“, lachte er immerhin mit selbstironischem Humor.

Nun gut, er hat halt imaginäre Angst und reagiert dementsprechend unlogisch aus einem diffusen Gefühl heraus, was man einem Menschen nicht wirklich verübeln sollte.

Aber ach ja, vielleicht sollte ich folgendes noch erwähnen: *zwinker*

Das Geschilderte, echte Erlebnis mit meinem guten Saufkumpan Wolfgang, ereignete sich im Jahre 1983 (sic!) Als damals im Zuge der sich massiv verschärfenden Ost / West Konfrontation (Stichworte: Nato Doppelbeschluss, Nachrüstung, "evil empire‘, SDI, Operation Rjan, Able Archer usw.) immer mehr amerikanische Soldaten in unserer Garnisonstadt stationiert wurden, waren darunter natürlich auch einige eher fragwürdige Gestalten.

Tatsächlich gab es zwei US Soldaten, die nachts zur Aufbesserung ihres Soldes, bevorzugt betrunkene Kneipenheimkehrer in der Stadt überfielen, was erst ein gutes halbes Jahr später herauskam und die beiden Verbrecher vor ein US Militärtribunal brachte; sehr strenge Bestrafung inklusive.

Natürlich gab es in dieser Zeit auch ein paar andere „Ausländer“, welche ähnliche Verbrechen verübten; damals vor allem Zigeuner und selbstverständlich gab es auch deutsche Verbrecher… wie schon immer.

Hat irgendein geneigter Leser zu Beginn dieser kleinen, realen „Geschichte“ eventuell gedacht, ich würde die imaginäre Angst ähnlicher Menschen im Jahre 2016 beschreiben? :)

2x Forrest Gump: „Dumm ist, wer Dummes tut!“ & „böse ist, wer Böses tut.“

Mit freundlichen Grüßen ;)

ps: ich persönlich habe Angst vor dem was diejenigen bewirken, die immer zu viel imaginäre Angst vor irgendwas haben! Und vor allem vor denjenigen, die mit dieser Angst ihre politischen Süppchen kochen.

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