Jetzt habe ich mich selbst dabei erwischt und muss es endlich eingestehen: Das Internet wurde nicht geschaffen, um eine schöne Lesekultur zu fördern. Das Internet ist kein Buch und kein besonders umfangreiches Magazin. Das Internet ist anders. Das Internet ist eine Checkliste.
Ich wollte es nie einsehen, doch nun muss ich der Realität ins Auge blicken.
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Seit einiger Zeit schreibe ich auf meinem Blog Reisegeschichten. Ich versuche das Erlebte in ansprechender Sprache und mit vielen Details zu schildern, denn ich mag Geschichten und es macht mir unheimlich viel Spaß sie selbst zu schreiben.
Leser, User oder wie ich sie am liebsten nenne: Menschen, die einmal auf meinen Blog kamen, kommen wieder. Und von Beitrag zu Beitrag nimmt die Anzahl dieser Menschen langsam zu. Ganz langsam, still und heimlich werden es mehr und mehr.
Und Google? Google interessiert sich weniger für meine Geschichten.
Die Menschen stellen Google jeden Tag Millionen Fragen und Google versucht sie zu beantworten. Der geniale Algorithmus von Google zeigt in den Suchergebnissen Websites an, die Fragestellungen möglichst eindeutig beantworten. Das geschieht über diverse Parameter mit denen sich die „Wissenschaft“ der Suchmaschinenoptimierung auseinandersetzt.
Ich persönlich will die Leute nicht mit optimierten Texten ohne Füllwörter, einer hohen Keyworddichte und Fakten langweilen, die sie eh in jedem Reiseführer finden. Ich will ihnen im Rahmen meiner Erlebnisse und meines Empfindens ein Reiseziel ganz emotional vor Augen bringen und es leb- und spürbar machen. Mit meinem Blogprojekt hatte ich schon immer das Ziel etwas zu bewegen.
Ich will Menschen an meinen Reisen teilhaben lassen, nachhaltige Projekte unterstützen oder wie im Beispiel meines Brunnenbaus für Uganda, die Reichweite meines Blogs für etwas Sinnvolles nutzen.
Natürlich könnte ich meine Texte optimieren und sie würden besser bei Google ranken. Doch wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich keine Lust darauf alle meine Artikel mit:
„Meine 8 Reisetipps für Uganda.“„25 Dinge, die du in London erleben musst“
oder „Die 20 besten Bilder aus Lissabon“
beginnen zu lassen.
Also habe ich den Test gemacht. Ich habe zwei ähnliche Artikel über Japan online gestellt und drei Monate miteinander verglichen. Der Artikel mit dem Titel „15 Japan Reisetipps für eine unvergessliche Reise“ sahnte über den Zeitraum ganze siebenmal mehr Klicks ab. Immer wieder bemerke ich, wie im Internet Listen an Reichweite absahnen. Führt man sich den Newsletter von Skyscanner vor Augen, dann sieht man keinen anderen Content mehr. Listen rocken im Internet und sind kaum zu stoppen.
Als ich für eine Reise nach Indonesien in den letzten Wochen recherchierte, da bemerkte ich es glasklar: Im Internet suchen die Menschen nach Informationen und nicht nach Geschichten. Eine Liste mit den fünf schönsten Inseln wird somit für mich als Suchenden relevanter als die allertollste Reisegeschichte meines Lieblingsblogs in denen die fünf schönsten Inseln ebenfalls Erwähnung finden.
Doch was folgt? Unsere Lesekultur verkommt, da wir Tag für Tag nur noch Überschriften in diversen Listenartikeln, Bilderserien oder auf Facebook scannen, ohne auch nur einen Text zu lesen.
Doch ich werde mich davon nicht geschlagen geben und weiter Geschichten schreiben. Eben für die Menschen, die noch Lust haben zu lesen.