Brütende Hitze seit über drei Monaten. Ohne Regen. Wir halten an einer Tankstelle. Da Uganda keine direkte Anbindung zum Meer hat und auf die Küstenländer Kenia und Tansania angewiesen ist, ist der Treibstoff entsprechend teuer. Über einen Euro kostet aktuell der Liter Benzin. Das kann man kaum glauben im unterentwickelten und für Europäer so günstigen Uganda.
Meine Augen sind wegen der Hitze leicht zugequollen und ich blicke durch die staubige Fensterscheibe unseres alten Toyota. Da sehe ich ihn, Torsten, vom MTV Diepenau. Bisher habe ich hier in zwei Wochen Uganda keinen einzigen Deutschen getroffen. Torsten, ja, das klingt zumindest deutsch. Als ich genauer hinschaue merke ich, dass Torsten einen Rock an hat und hochgesteckte und mit Schmuck verzierte Haare trägt. Ich muss schmunzeln und freue mich über eine Altkleiderspende, die ankam.
Vom weiblichen Torsten und seiner alten Trainingsjacke fasziniert, mache ich mich auf die Suche. Wo kommt die Jacke her? Wie kommt sie nach Afrika?
Gesammelt wird deutschlandweit. Alleine das DRK hat 25.000 Altkleidercontainer im Land aufgestellt, die jährlich etwa 90.000 bis 100.000 Tonnen alter Kleider sammeln. Davon ist jedoch die Hälfte nicht mehr verwendbar und dient nur noch als Rohstofflieferant. 4.000 bis 5.000 Tonnen werden direkt an Bedürftige verschenkt. Der Rest wird verkauft.
Was? Verkauft?
Ja! Die Erklärung ist simpel. Das DRK ist eine auf Spenden angewiesene Organisation und generiert mit dem Verkauf weitere Einnahme für viele andere Projekte.
Lieferungen in arme und weitentfernte Länder, wie Uganda, sind aufgrund von hohen Logistikkosten nicht möglich. Um das Realisieren zu können, müsste jeder, der seine Altkleider spendet auch Geld für die weitere Logistik dazugeben.
Die Kleider werden im Folgenden kostengünstig an Verwertungsgesellschaften verkauft, die das Aussortieren und den Versand übernehmen. In riesigen Mitumba (=Kisuaheli für Kleiderballen) erreichen 40 bis 60 Kilogramm schwere Kugeln voller alter Kleidung die Häfen von Mombasa und anschließend auch von Kampala.
Von dort aus gelangen sie auf die Märkte der Städte. Alte Trainingsjacken oder ein T-Shirt einer westdeutschen Sparkasse mit dem Slogan „Gut. Für die Region.“ sind also keine Seltenheit und finden über mehrere Unternehmen ihren Weg ins Bestimmungsland.
Aus dem Verkauf der getragenen Kleider ist über die vielen Jahre ein eigener Wirtschaftszweig entstanden, der vielen Menschen in armen Ländern nicht nur gute und günstige Kleidung, sondern auch Arbeitsplätze schafft.