So zeitig wie damals bin ich nie wieder freiwillig morgens aufgestanden. Es war wohl die Neugier, die mich täglich kurz nach Sonnenaufgang weckte und mir Lust machte auf den Tag. Ich war Teil der Generation, die noch wusste wie man draußen spielt und die mit Kassettenhörspielen und Pumuckelnachtlampe in den Schlaf fand.
Das Ende einer Nacht begann stets mit der morgendlichen Vorfreude auf den Tag. Draußen spielen und mit Schaufel und Spaten buddeln bis wir auf ein Rohr stießen? Versteckspiele im abgesperrten Garagenkomplex? Schaukelrekorde brechen und versuchen einen Überschlag zu schaffen? Alles schien möglich und jeder Tag war ein neues Abenteuer für sich.
Diese Kindheitserinnerungen waren es, die mir beim Betreten des Londoner Frühstückslokals Cereal Killers durch den Kopf schossen. Ich war noch nie berühmt für mein besonders weises auftreten, doch genau in diesem Augenblick verjüngte ich mich nochmal um 15 Jahre. Choco Rice Krispies, Kellogs Frosties oder Smacks grinsten mir freudig entgegen. Der ganze Laden war liebevoll dekoriert mit diversen Sonderpackungen, wie den Bart Simpson Peanut Butter Chocolote Crunchs, Jurassic Park Crunchs oder einer Marshmallow Sonderedition, die es zu Star Wars-Zeiten mal gegeben hatte.
Im deutschen Fernsehen hatte meine Freundin vom Cereal Killer Cafégehört, das vor kurzer Zeit im Londoner Stadtteil Shoreditch eröffnet hatte. Die Zwillinge Alan und Gary Keery aus Belfast hatten die Idee ein Frühstücksrestaurant, das nur Cornflakes im Angebot hat, zu eröffnen als sie verkatert durch London liefen. In dem Land, in dem es selbst zum Frühstück schon ordentlich deftig zur Sache geht, fehlte eine gute Frühstücksalternative. Aus der Schnapsidee wurde schnell ernst. Inzwischen haben die beiden über 120 Cerealien aus Großbritannien, den USA und der weiteren Teilen der Welt importiert und natürlich auch im Angebot.
Gemixt werden die Kohlenhydrate, die zwischen 7 und 22 Uhr in der Brick Lane 139 zu verputzen sind, mit über 20 Milchsorten. Darunter finden sich Klassiker wie Soja-, Mandel- oder Reismilch sowie wahre Milchexoten mit Minz- oder Erdnussbuttergeschmack. 2,50 Pfund kostet eine kleine Schale Cerealien aus Großbritannien. Die Importwaren aus den USA und weiteren Ländern kosten 3 Pfund. Die gute alte Kuhmilch ist im Preis als Vollmilch, fettreduzierte Milch oder Magermilch enthalten. Für Toppings zahlt man 60 Pence, für die besonderen Milchsorten 40 Pence drauf. So kann man schon am frühen Morgen in London richtig Geld lassen.
Ob einem die Cornflakes mit Milch, die es um die Ecke im Supermarkt zum Fünftel des Preises gibt, das Wert sind, muss jeder selbst für sich entscheiden. Ich für meinen Teil fand die Idee eines Cerealienfrühstücksrestaurants genial und würde dort immer wieder einkehren. Ein ähnliches Lokal gibt es wohl in New York. Aber keines in Berlin. Na? Hat jemand Interesse mich bei der Gründung zu unterstützen?