Weißt du Steven, Opa ist wieder im Krankenhaus. Wegen seinem Rücken, dann wegen der Depressionen. Oder umgekehrt. Wir wissen nicht wie es so plötzlich wieder dazu kam.
Etwa 15 Jahre hatte er keine Beschwerden, ihm ging es Monat für Monat, Jahr für Jahr besser. Ja, so gut sogar, dass er begann mit meiner Oma zu reisen. Was früher nur ein Mal im Jahr Bad Saarow war, wurde schnell zu ganz Europa. Menorca im Frühsommer, Die griechische Insel Kos im Herbst und Familienbesuche und die Niederlande im Frühjahr. Inselurlaube. Kultururlaube. Pauschalurlaube in der Sonne. Raus aus Berlin-Lichtenberg, rein in die Welt. Das tat gut und machte beide glücklich.
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Doch während ich mich in Afrika um wildfremde Menschen kümmerte, ging es meinem Opa in der Heimat von Tag zu Tag schlechter. So schlecht, dass er immer trauriger wurde und schließlich auf Rat meines Vaters ins Krankenhaus ging. In 8.000 Kilometer Entfernung hat mir keiner etwas davon erzählt. Um mich zu schützen und mich vor weiteren Sorgen zu bewahren. Unfair fand ich das. Während ich eine schöne Zeit in Afrika verlebte, war es einfach nicht fair, dass die Familie zu Hause die Last alleine trug! Ich wollte nicht behütet werden, ich wollte helfen. Ich hätte mit ihm telefonieren können, ihm Postkarten senden können oder versuchen können anderweitig für ihn da zu sein. Zu oft hatte ich es in meinem Leben versäumt in solchen Momenten da zu sein.
„In den schlechten Stunden denke ich, meine ganze Familie habe Depression. Dann merke ich, sie leidet nur an meiner.“ twitterte vor einigen Monaten ein sehr guter Freund. Auch er leidet unter der Krankheit, die immer noch nicht überall als solche akzeptiert wird.
Die Last für meine Familie ist aus meiner Sicht vergleichsweise gering. Jetzt jedenfalls. Die schlimmen Zeiten habe ich ja nicht miterlebt. Viele, viele Menschen, vor allem aus unserer Kirche, kümmern sich um meinen Opa. Er bekommt Besuch im Krankenhaus und jeden Tag ist jemand bei ihm. Wie es meiner Oma damit geht, habe ich noch nicht wirklich rausgefunden, aber sie ist stark. Und seit einigen Tagen geht es ihm auch besser. Ich hoffe es geht weiter aufwärts.
Ist das Krankenhaus der richtige Ort für depressive Menschen?
Natürlich müssen die Patienten beobachtet werden, eine Therapie erhalten und oft auch medikamentös aufgepäppelt werden. Doch ein Krankenhausaufenthalt ist schlichtweg scheiße! Opa nervt das Essen dort, obwohl er sonst keine hohen Ansprüche hat. Es gibt nur einen Fernsehraum und den nehmen die alten Damen tagtäglich in Beschlag, meint mein jung gebliebener, aber über 70 Jahre alter Opa. Nicht mal das vergangene Spiel der Bayern in der Champions League konnte mein sportbegeisterter Opa schauen. Und dann auch noch dieses doofe Bett im Vierbettzimmer. Jetzt am Wochenende durfte er nach Hause. Darauf hat er sich gefreut.
Also, warum lässt man depressive Menschen nun im Krankenhaus? Wäre es nicht besser sie auf eine schöne Alm zu fahren, sie am See zu beherbergen oder ein Camp auf Mallorca für sie zu gründen? Sie könnten am Meer sein, den Tag genießen und dadurch mal richtig abschalten. Gehandicapte Kinder schwimmen mit Delphinen. Warum macht man das nicht mit Menschen, die unter Depressionen leiden?