Wir sammeln unsere Sachen aus dem Geländewagen und plaudern mit der gut gebräunten und hübschen Blondine, deren Vornamen ich irgendwie vergessen habe. Seit knapp zwei Wochen reisen wir durch den Oman und suchen die besten Strände des Landes, erzählen wir ihr, als sie uns nach dem Hintergrund unserer Reise fragt. Was für ein Traumjob, antwortet sie prompt. Wir grinsen und sagen ihr, dass nicht immer alles so gut ist, wie es den Anschein macht.

Am Abend gehen wir mit ihr und den anderen Gästen und Gastgebern des Beach Camps essen. Dort bekommen wir die Gelegenheit das mit dem Traumjob zu erklären. Wir sind den ganzen Tag am Strand unterwegs. Traumhaft.Wir checken Wasser und Sandstrand. Schön.Führen Gespräche mit den Locals am Strand. Super.Wir füllen Listen aus, machen Bilder, Videos und Interviews und verbringen vier bis sechs Stunden an einem Strand bis alles erledigt ist, um die gewonnen Informationen am Abend in die Backendatenbank der Website einzutragen. Ohne Frage macht der Job als Beach-Inspector großen Spaß, aber es ist eben auch Arbeit. Es ist Arbeit und hat mit Aufwand zu tun. Es ist anstrengend bei 45 Grad im Schatten in eine Kameralinse zu grinsen und es ist anstrengend durch den kochend heißen Sand zu waten, auf der Suche nach einem Interviewpartner.

Ich mag mich nicht beschweren, denn ich mag diesen Job. Lange genug habe ich am Schreibtisch in Berliner Büros gesessen und von dem geträumt was ich jetzt mache. Im Oman dachte ich das erste Mal an meinen Schreibtischjob zurück. Ich dachte auch an meinen Chef, der sich immer über die Generation Y aufregte. So unrecht hatte er gar nicht.Ich fand den Bürojob auch gut. Aber nicht besser als ein Leben auf Reisen. Und ein Leben auf Reisen finde ich nicht besser als den Bürojob. Alles hat eben Vor- und Nachteile. Doch was will ich wirklich? Was ist mein Lebenstraum? Wie will ich alt werden? An den Stränden dieser Welt oder mit einer kleinen Familie in Berlin?

Die schöne Blonde, wie ich sie im Folgenden einfach mal nenne, erzählte von ihrem Job. Sie ist Stewardess bei Emirates, in Polen geboren und aufgewachsen und lebt jetzt in Dubai. Sie fliegt diverse Ziele zwischen Neuseeland und den USA an, ist oft in Europa und kann über Emirates und allen Partnerairlines Flüge für etwa 20 % des normalen Preises buchen. Was für ein Traumjob, erwidere ich. Sie grinst. 
Ja, wenn die Schichten kürzer wären, die Arbeitszeiten geregelter, die Zeitverschiebungen geringer und ihr Freund in der Nähe. Zuletzt traf sie ihren Freund in London. Nächste Woche kurz in Paris.

Dann sprechen wir mit dem langhaarigen Weltenbummler, den wir liebevoll Surferdude nannten. Er hat in der Dominikanischen Republik gelebt, ein Hostel aufgebaut und hat es nach sechs Jahren verkauft. Es folgte ein Leben als Surfer. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen hat er zwei Romane veröffentlicht und für Surfmagazine geschrieben. Inzwischen arbeitet er in Wiesbaden als Produktfotograf und hat dort eine Frau und drei Kinder. Alle zwei Jahre macht er alleine Urlaub auf der Suche nach einem guten Surfsport. Was für Traumjobs! Er lacht. Natürlich hat auch er Gründe, warum diese Jobs keine Traumjobs waren.

Nach dem Abendessen liege ich lange wach in meinem Bett. Es gibt Menschen, die haben keine Arbeit. Es gibt Menschen, die haben kein Dach über dem Kopf. Und es gibt Menschen, die haben nicht mal genug zum Essen oder Trinken. Und wir? Wir beklagen uns unentwegt warum unser Job kein Traumjob ist. Warum ist das so? Vor zwei Jahren habe ich von einem Leben als Reisender geträumt. Wenn alle Pläne aufgehen, dann werde ich 2015 ganze fünf Monate auf Reisen gewesen sein. Aber nicht als Urlauber, sondern als Arbeitender in anderen Ländern. Ist es das was ich will? Will ich nicht lieber Zeit mit meiner Freundin, meiner Familie oder meinen Freunden verbringen?

Es ist verrückt. „Wir wollen immer das, was wir gerade nicht haben.“, sagt die schöne Blonde. Und damit hat sie recht. Seit unserer Kindheit hat sich in dieser Hinsicht nicht viel verändert. Doch wir gieren nicht mehr den Spielzeugen der anderen Kinder hinterher. Wir schmachten nach unseren eigenen Träumen.

Und nun zu dir:Was ist immer dein Lebenstraum gewesen? Und lebst du ihn? Oder wirst du ihn bald leben?

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