Der Ziegenbauernhof „La Ferme des Cévennes“

Ein Schild mit der Aufschrift „Accueil“ führt uns in das riesige Bauernhaus La Ferme des Cèvennes, das auf einem Hügel, etwa 12 Minuten Autofahrt von Florac entfernt, liegt. Nun stehen wir im Trockenen, sind aber noch nicht im Klaren wo es nun lang geht. Vor uns erstreckt sich ein langer hölzerner Ecktisch, an dessen Rückseite ein gigantischer Felsen grenzt – mitten im Haus. Zu unserer Rechten sehen wir eine milchige Glasscheibe, die Einblicke in die Käseproduktion gewährleistet. Vor uns offenbaren sich ein dickes Holzbrett, ein überreifer Ziegenkäse und ein Messer. Wir können nicht anders und probieren den strengen Käse, ehe ich mich dazu entscheide geradeaus die Treppe empor zu gehen und dem französischen Wort, das so viel wie Rezeption bedeutet, zu folgen.

Eine Etage weiter oben befindet sich ein beinahe quadratischer und locker 40 Quadratmeter großer Flur. In alle Himmelsrichtungen führen Flure. Es ist schön warm und trocken, obwohl etwas Wasser die Felsen entlangrinnt und gelegentlich von der Decke tropft. Zum ersten Mal seit Monaten regnet es wieder in der Lozère in Südfrankreich. Ein entgegenkommender Herr zeigt mir eine Tür. Hinter einer mit kleinen Gardinen behangenen Glasscheibe sehe ich eine ältere Damen sitzen. Sie liest. Als sie mich sieht, springt sie auf, läuft mir freudig entgegen und begrüßt mich herzlich. Im Folgenden zeigt sie uns das riesige Bauernhaus. Ohne zu übertreiben, schätze ich es auf über 1000 Quadratmeter. Es besteht ausschließlich aus Stein und Holz und wurde um und in die Felsen gebaut.

Über 80 Betten gibt es hier für Gäste, die auf dem Ziegenbauernhof übernachten wollen. Alleine der große Kamin im Speisesaal ist so groß, dass darin ohne Probleme eine ganz Kuh gegrillt werden könnte. Es riecht nach altem Holz, die Dielen knarren beim Laufen und unaufhaltsam läuft das Regenwasser die Felsen entlang und versinkt unter den Dielen. Es braucht nicht viele Eindrücke und nicht viel Zeit, ehe wir feststellen, dass wir uns ganz und gar in dieses charismatische Haus verliebt haben. Am nächsten Morgen klingelt der Wecker schon um halb sieben. Wir stehen ganz zeitig und in aller Dunkelheit auf, um die Ziegen zu melken. Und so sehr wir uns auch darauf gefreut haben die Ziegen per Hand zu melken, desto mehr sind wir enttäuscht, als die routinierten Bauern die Ziegenherde in sieben Durchgängen samt Melkanlage ganz alleine melken. Im Akkord und ohne große Zickereien lassen sich die Tiere erleichtern, deren Euter vergleichsweise so groß sind, als würde ich mit zwei Fußbällen zwischen den Beinen herumlaufen.

Beim anschließenden Frühstück gibt es dann den Ziegenkäse, deren ersten Produktionsschritt wir eben noch beobachten konnten. Der lang gereifte Ziegenkäse der Ferme des Cévennes ist so unglaublich geschmacks-, ja fast schon säureintensiv, wie es ich an keinem Käse zuvor erfahren konnte. Mir genügt ein kleines Stück davon und mache mich im Anschluss lieber am Weichkäse Pélardon zu schaffen, ehe ich selbstgemachte Kastaniencreme, Honig, Säfte und Marmeladen probiere.

Bauernhoffans, Ziegenfreunde, Naturliebhaber und (Self-made-)Köche sind meiner Meinung nach bestens aufgehoben in der Ferme des Cèvennes, in der Mithelfen und Selbermachen auf dem obersten Tagesordnungspunkt stehen. Der nächste Urlaub auf dem Bauernhof sollte damit geritzt sein, oder?

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Silvia Jelincic

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irmi

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