Wir alle erinnern uns wohl noch sehr prägnant an den letzten Sommer, als über mehrere Wochen diskutiert und verhandelt wurde: Der Grexit drohte und somit auch das Scheitern der Europäischen Union. In letzter Sekunde einigte man sich.
Das letzte Wochenende verbrachte ich in der Hauptstadt Griechenlands. Es war mein erster Besuch Athens und eine erste Reise nach Griechenland nach vielen Jahren. Da ich die Stadt zum ersten Mal besuchte, kann ich nicht über Veränderungen berichten, aber ich kann den aktuellen Zustand skizzieren.
Athen ist riesig, schon vom Flugzeug aus überblickt man ein riesiges eintöniges Häusermeer. Unten in den Straßen stellt man den erschreckenden Leerstand fest. Wohnungen, Geschäfte, ganze Häuser stehen leer. Alt und zerfallen oder gar nicht fertiggestellt sind sie. Manchmal ist die unterste Etage bewohnt und darüber stapeln sich die leerstehenden Etagen einer Bauruine. Im Hostel A for Athens ist es genau umgekehrt. Oben gibt es eine tolle Dachterrasse von der aus man die halbe Stadt überblicken (Reisetipp!) kann und alle Stockwerke abwärts sind leerstehend und niemals zu Ende gebaut worden.
Aber was will man auch erwarten in einem Land, in dem zwischen 2009 und 2011 das BIP um 20 % zurückgegangen ist und im Jahr 2015 eine Arbeitslosenquote von 24,8 % (Vgl. Deutschland, April 2015: 4,7 %) herrschte.
Im letzten Jahr gab es eine leichte Deflation in Höhe von 0,4%. Vor allem die Mieten sind günstiger geworden. Von den niedrigen Preisen profitieren die Touristen, für das Land ist die wirtschaftliche Situation eine Tragödie.
Am letzten Wochenende war ich als Tourist unterwegs. Ich habe mit keinem Griechen über die Situation gesprochen und mit meinen Freunden nicht über die Lage des Landes gesprochen.
Als wir durch die Straßen liefen, stellte ich einmal mehr die wichtige Bedeutung der Streetart fest. Hier in den Straßen, in denen ich mit keinem Menschen über die Probleme des Landes reden wollte, sprach die Kunst zu mir. Ich habe soetwas schon einmal in Marseille erlebt, einer Stadt, die bekannt ist für viel Gewalt und schmutzige Gassen. Damals wurde mir das schöne Marseille abseits der Vorurteile gezeigt. Dieses Mal hatte ich den Eindruck, dass die junge Generation der Griechen Streetart und Graffitis dafür nutzen um sich auszudrücken und um ihre Meinung darzustellen.
Und während ich meine Bilder aus Athen sotierte, stelle ich es wieder fest. Da war ein Motiv mit zwei Armen, er eine hält den anderen, aber der gehaltene Arm greift nicht zu. Sollte dieses Motiv für die EU und Griechenland stehen?
Da war ein Motiv mit jemandem, der draußen steht und durch ein Fenster hinein schaut. Sollte dieses Motiv für die EU und Griechenland stehen?
Und da war ein Motiv mit Darth Vader, der bereit war die Galaxie zu zerstören. Sollte dieses Motiv für die EU und Griechenland stehen? Sollten sich die Griechen der EU weiterhin anschließen?
Ich kenne mich mit Politik nicht sonderlich aus, aber ich bin gut darin zu beobachten, Dinge zu sehen und zu erkennen und ich denke, dass diese Motive eine klare Message haben.
Was meint ihr?
An Frau Gilewski, eine meiner Kunstlehrerinnen im Abitur: Falls ich schon wieder zu viel hineininterpretiert habe, dann tut es mir leid. Der Kontext war zu aktuell und zu krass. Und Sie wissen ja, hinausinterpretieren habe ich schon bei meiner mündlichen Prüfung nicht geschafft. Dafür gab es wahrscheinlich die 4 von ihnen. Aber das ist nicht schlimm, aus mir ist trotzdem etwas geworden. Glaube ich zumindest. Und die Anekdote aus einem Kunstprojekt in dem ich den Cinnechino, einen einzigarten Zimt-Kaffee erfunden hatte, hat mir sogar damals meinen Ausbildungsvertrag verschafft. Danke dafür!