Unser freies Leben ist stärker als jeder Terror.

Im Schockzustand schaue ich auf den blinkenden Cursor. Ich brauche einige Minuten an diesem frühen Morgen, um überhaupt etwas zu tippen. Dann lösche ich die Zeile und beginne von vorne. Einige Male wiederholt sich dieses Prozedere. Denn eigentlich war heute eine kleine Bilderserie aus fünf Regionen Frankreichs geplant.

Fast drei Wochen verbrachte ich im Sommer in Frankreich. Und während meiner Reisen zwischen Indonesien und Costa Rica kreuzte ich den Flughafen Charles de Gaulle in Paris gleich vier Mal.

Charles de Gaulle führte im zweiten Weltkrieg die Truppen Frankreichs gegen die Deutsche Wehrmacht an. Über 70 Jahre später erschütterte Frankreich gestern Abend die größte Angriffswelle nach dem zweiten Weltkrieg.

Doch "Dieser Angriff auf die Freiheit gilt nicht nur für Paris, er meint uns alle, er trifft uns alle." verkündete die deutsche Bundeskanzlerin am Samstagmorgen vor der Presse. Ich habe den Fernseher angeschaltet und lausche ihren Worten. Live, als wäre man dabei, konnte man gestern Abend die Geschehnisse via Twitter und Periscope verfolgen. Und ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finde.

"Wir wissen, dass unser freies Leben stärker ist als jeder Terror", führt sie fort, um nur einige ihrer Aussagen zu zitieren. Ich sehe eine berührte Kanzlerin und lese währenddessen Hassnachrichten über die Medien, das Versagen der Politik in Europa und über Ausländerfeindlichkeit auf Twitter und frage mich in welcher Welt wir eigentlich leben.

Doch ich sehe auch etwas anderes. Ich sehe Zusammenhalt zwischen europäischen Ländern und zwischen europäischen Menschen. Am Freitagabend verbreitet sich der Hashtag #portesouvertes (=offene Türen) rasant auf Twitter. Pariser bieten über den Hashtag ihre Wohnungen für Menschen an, die sich noch immer in der Pariser Nacht befinden. Sie holen sie zu sich nach Hause, in Sicherheit. Ich bin berührt.

Und solange es diesen Zusammenhalt zwischen den Menschen Europas und der Welt gibt, sie sich zusammentun und gemeinsam gegen den Terror kämpfen, ist unsere Welt nicht verloren. Ich wünsche mir von Herzen, dass dieser Kampf ohne Blutvergießen erfolgt, denn ich habe keine Interesse daran meinen Enkelkindern vom Krieg zu erzählen.

Nehmt es mir nicht übel, aber meine Bilderserien über Frankreich kommt an einem anderen Tag. Ich kann aktuell keine Heiterkeit vortäuschen und die Schönheit der französischen Natur bejubeln, wenn grausame Geschehnisse wie diese nur wenige Stunden zurückliegen.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:16

fischundfleisch

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