Minute um Minute vergeht während ich mit meinen Freunden hungrig in einem hippen Burgerladen sitze. Direkt nach der Bestellung haben wir zwei Schüssel Nachos aufs Haus bekommen.
Wegen der Wartezeit.
Obwohl wir noch gar nicht warteten.
Doch dann erkenne ich das Problem als Fahrradkuriere mit lilafarbenen Warmhalteboxen das Restaurant betreten und Burger um Burger entführen, sie raustragen und zu den Menschen daheim bringen.
Seit einigen Monaten hat die Hauptstadt zwei neue Lieferservice. Sie bringen keine latschigen Pizzas und keine aufgeweichten Pommes. Sie bringen „die besten Restaurants zu dir nach Hause“.
Willkommen im 21. Jahrhundert, in dem man sich Dank diverser Lieferservice Getränke, Elektronikprodukte und inzwischen auch das Essen aus deinem Lieblingsrestaurant nach Hause liefern lassen kann: „Die durchschnittliche Lieferzeit ist 32 Minuten bis zur Lieferung.“
Nur der Restaurantgast vor Ort profitiert nicht von diesem System. Er sitzt mit enttäuschter Miene, hungrigem Bauch und nervös auf den Tisch klopfenden Fingern im Restaurant und muss dabei zusehen wie Speise um Speise hinaus getragen wird.
Und auch sonst scheint der User im digitalen Zeitalter mehr zu zählen. Wie oft greifen wir zum Telefon und checken unsere Nachrichten, Facebook-Streams und Tweets?
Wir haben Angst etwas zu verpassen und verpassen dabei alles.
Wir nutzen den Moment mit unserem Gegenüber nicht, wir nutzen die Zeit nicht ausgiebig für Gespräche und widmen uns stattdessen lieber den weit entfernten Vernetzten aus dem Internet.
Unsere Aufmerksamkeit sinkt, wir hören nicht mehr zu, nicken statt zu sprechen und haben keine eigene Meinung mehr.
Verdammt, die Gesellschaft verkommt und wir können weder dem Internet, noch der Digitalisierung die Schuld in die Schuhe schieben. Schuld sind wir daran selber.
Also lasst euch eins gesagt sein, liebe Leute, legt mal das Telefon weg, lasst den Computer aus und verbringt mal ein paar Tage ohne diesen Wahnsinn.