Zwei Egoisten und vier Armlehnen in Reihe 24J im Flugzeug nach Kairo.

Als ich in das Flugzeug der Egypt Air-Maschine von Berlin nach Kairo einstieg und auf der Suche nach meinem Platz war, da saß einer der beiden schon da. Ich grüßte und schob mich an ihm vorbei, um den mittleren Platz zu erreichen. Er grüßte nicht zurück.

Beim Check-in hatte ich die Dame am Schalter um einen Platz am Notausgang gebeten, um mit meiner Körpergröße von 1,92m etwas mehr Beinfreiheit zu haben: Was ich bekam war ein Sitz in einer regulären Reihe. Es war ein Mittelsitz und hatte keinen blassen Schimmer was beim Check-in schief gelaufen war.

Als ich nach dem Einnehmen meines Sitzplatzes den Thriller „I am Alex Cross“ aus meinem Rucksack kramte, ermahnte mich der Herr zu meiner Linken, dass der Rucksack in das Gepäckfach gehöre. Ich widersprach ihm, wenn auch ungern. Mein Gepäck habe ich gerne bei mir, außerdem handelte es sich dabei lediglich um einen 10l-Rucksack. Der störte niemanden.

Als ich alles Notwendige beisammen hatte, schob ich meinen Rucksack unter den Vordersitz und lehnte mich entspannt zurück. Doch der werte Herr zu meiner Linken hatte es sich bereits gemütlich gemacht, beanspruchte beide Armlehnen und lehnte sich weit über seinen Sitz hinaus auf meine Hälfte. Da der Fensterplatz noch frei war, sah ich noch kein Problem.

Doch wenige Sekunden später erreichte unsere Reihe der Herr, der zu meiner Rechten Platz nehmen sollte. Während ich aufstand, um den Mann auf seinen Platz zu lassen, blieb der Herr am Gang einfach sitzen. Ich versuchte mich über seine Beine zu quetschen, so dass Nummer drei hineinrutschen konnte. Während der Prozedur machte der Herr am Gang, den ich folglich nur noch „Links“ nennen werden, keine Anstalten mal für eine Sekunde aufzustehen oder seine Zeitung wegzulegen. Was für ein Egoist.

Empört nahm ich meinen wieder Platz ein und bemerkte, wie es sich inzwischen auch der Herr am Fenster, im Folgenden „Rechts“ genannt, bequem gemacht hatte. Da saß ich nun also, zwischen zwei egoistischen Typen, die jeweils am Rand saßen und beide Armlehnen beanspruchten. Egoisten.

Ich drehte mich um. Einige Plätze waren im Flugzeug noch frei, so dass ich die Hoffnung hatte vielleicht den Platz zu tauschen. Doch dann stiegen etwa 20 extrem muskulöse Männer in den Flieger, deren Rücken breiter waren als die Gänge des Flugzeuges. Sie schienen alle zusammengehörten, denn einer von ihnen raunte auf Englisch „Hab ich doch gesagt. Wären wir 50, dann hätten wir unser eigenes f***ing Flugzeug.“

Der breiteste der Mannschaft kam zielstrebig auf unsere Reihe zu. Er schaute zwei Mal auf die Nummer der Reihe und sagte, dass 24J sein Platz ist. Ich sagte ihm, dass er dann eine Reihe weiter gehen sollte, da das die Reihe 23 ist. Leider hatte ich unrecht. Ich Trottel hatte mich in der Reihe vertan. Liebend gerne wäre ich nun aufgesprungen und hätte ihn auf die beiden Armlehnendiebe losgelassen, doch er war cleverer und erwiderte, dass es kein Problem sei und er einfach meinen Platz nimmt, direkt vor mir, auf 23J – in einer noch komplett leeren Reihe.

Noch während der Sicherheitsanweisung hatte Links es geschafft ganze drei Mal die Servicetaste zu bedienen während Rechts zwei Mal versuchte seine Rückenlehne nach hinten zu fahren. Da das bei Start und Landung nicht erlaubt ist, wurde er von der Stewardess ermahnt, was ihn aber nicht daran hinderte direkt nach dem Abheben wieder den Sitz nach hinten zu klappen – und zwar volle Möhre.

Links wurde, verständlicher Weise, während der Startvorbereitungen noch nicht mit seinem ach so dringenden Servicewunsch geholfen. Also deaktivierte er alle zwei Minuten die Servicelampe, um sie dann erneut zu drücken. Durch das ganze Flugzeug schallte jedes Mal ein grässliches „Doooing“. Kurz nach dem Start kam die Stewardess nun endlich zu ihm und nahm seinen Wunsch auf: zwei Wasser.

Als der Servicewagen keine zehn Minuten später durch den Gang klapperte, bestellte er ein weiteres Wasser, einen Orangensaft und einen Kaffee.

Die Stewardesse fragte mich im Folgenden, ob ich Fisch oder Fleisch bevorzuge, fragte ich nach der vegetarischen Variante. Ehe die Stewardess reagieren konnte, rumort Links energisch, ob ich es denn bestellt hatte. Ich beachtete ihn nicht, schaute die freundliche Stewardess an und sagte ihr, dass ein vegetarisches Essen für Platz 23J vermerkt sein müsste. Gedanklich strecke ich meinem Sitznachbarn nun den Mittelfinger aus, während Rechts dabei ist zu fragen, ob er das Fleisch- und das Fischgericht bekommen könnte. Egoisten.

Ich schüttle energisch mit dem Kopf und wundere mich über meine Sitznachbarn. Wie vermessen und egoistisch kann ein Mensch sein und wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit gleich neben zwei solcher Menschen zu sitzen?

Und alles nur, weil ich die Reihe verwechselt habe…

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Silvia Jelincic

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