Das Konzept der Tradwives (traditional wives) beschreibt Frauen, die sich bewusst oder gezwungen für ein Leben in traditionellen Geschlechterrollen entscheiden. Sie konzentrieren sich auf Haushalt, Kindererziehung und die Unterstützung ihres Ehemanns, während sie auf eine berufliche Karriere verzichten. Dieser Lebensstil wird oft als Akt der Selbstverwirklichung dargestellt und über soziale Medien wie TikTok oder Instagram ästhetisiert.
Kritiker sehen vor den finanziellen Risiken und der Abhängigkeit, die dieses Modell mit sich bringt, insbesondere in Fällen von Scheidung oder dem Tod des Partners, dazu oft ein subtiler Zwang sich der Gemeinschaft anzupassen. Freiwilligkeit ist bei Weitem nicht überall die Grundlage.
Die Tradwife-Bewegung ist eng mit konservativen und rechten Ideologien verknüpft. In den USA stammt sie häufig aus christlich-fundamentalistischen Kreisen, während sie in Europa zunehmend von rechtsextremen Parteien wie der AfD instrumentalisiert wird. Diese nutzen das Tradwife-Ideal, um traditionelle Familienstrukturen zu propagieren und ihre Forderungen nach einer höheren Geburtenrate der „einheimischen" Bevölkerung zu untermauern. Die AfD verbindet das Konzept mit völkischen und heteronormativen Vorstellungen, die Frauen auf ihre Rolle als Mütter und Ehefrauen reduzieren.
Interessant ist die Parallele zum islamistischen Weltbild: Beide Ideologien fördern eine klare Geschlechterhierarchie, in der Frauen primär für Haushalt und Familie verantwortlich sind. Sowohl im Tradwife-Konzept als auch im islamistischen Frauenbild wird die Unterordnung der Frau unter den Mann als „natürlich" dargestellt.
Zudem wird die finanzielle Abhängigkeit von Männern als gesellschaftliche Norm akzeptiert. Diese Gemeinsamkeiten zeigen, wie beide Strömungen patriarchale Strukturen romantisieren und modernere Geschlechterrollen ablehnen.
Die Tradwife-Bewegung ist jedoch nicht homogen: Einige Frauen betonen ihr Recht auf freie Wahl dieses Lebensstils, während andere das Patriarchat offen befürworten. Trotz dieser Unterschiede bleibt die Kritik bestehen, dass solche Ideale Frauen in ökonomische Unsicherheit führen können und antifeministische Narrative stärken.