ZUM 99. GEBURTSTAG VON HANS ROSENTHAL – ERINNERUNGEN AN EINE RETTUNG WÄHREND DER SHOAH
Hans Rosenthal war der beliebteste bundesdeutsche Quizmaster der Nachkriegszeit und der Erfolgreichste.
Die von ihm entwickelte, produzierte und moderierte Mischung aus Spielshow und Quiz (beides auf Zeit) mit dem Titel „Dalli Dalli“ (die Wendung stammt aus dem Polnischen), bieder, aber sehr kreativ und geschmackvoll, war zwischen 1971 und 1986 ein absoluter Straßenfeger in Deutschland. Bundestagsdebatten wurden verschoben, wenn sie in die Sendezeit gefallen wären.
Rosenthal war auch Jude und Holocaust-Überlebender.
Wie er den Holocaust überlebte, schildert Tim Pröse in seinem Buch „Jahrhundertzeugen“. Ein Ausschnitt findet sich in diesem Vorbadruck (der Focus wird hier als einmalige Ausnahme verlinkt): https://donotlink.it/wo3Mq
Nachts wachte er oft schweißgebadet aus Alpträumen auf, in denen er sich wieder in jener Gartenlaube wähnte, in der er sich jahrelang hatte verstecken müssen, heimlich versorgt von einer Berliner Kioskbesitzerin und wenigen Eingeweihten; wieder die Schritte zu hören glaubte, als die SS-Männer, nach einem Geheimtipp in den versteckten Raum vordrangen, in dem er, fast ohne Tageslicht lebte, sich auf die Pritsche setzten, unter der er, zitternd und irr vor Angst lag und nicht wagte zu atmen….. wenn er Nächtens so hochfuhr, dann, so berichteten seine Kinder, nutzte er die folgende Schlaflosigkeit um neue Ideen für „Dalli Dalli“ zu finden und auf einem schreibblock zu notieren, der immer griffbereit auf seinem Nachttisch lag, und Spiele zu erfinden für ein Publikum, das ihn 30 Jahre früher am liebsten tot gesehen hätte.
Jetzt, als „Hänschen“ Rosenthal verehrte es ihn.