Schweineskandal - Stecken wir nicht alle im Boot?

Wenn ich mir die geheim aufgenommenen Videos der bekanntesten Schlachthöfe in Österreich ansehe, geht es mir genauso wie die meisten anderen Österreicher auch. Auch ich bin bestürtzt. Als unmittelbarer Betroffener in dieser Branche ist es mir deswegen ein Anliegen hier Stellung zu nehmen und aus meiner persönlichen Sicht zu erklären, wie es überhaupt dazu kommen konnte.

Einer der am öftesten genannten Vorwürfe ist, dass die Gier der Schlachthöfe nach mehr Profit tierschutzwidrige Praktiken fördert. Die Warheit ist aber, dass Schlachthöfe - vor allem Schweineschlachthöfe - nicht aus Gründen der Profitgier Tierschutz über Bord werfen, sondern um wirtschaftlich überhaupt noch zu überleben! Jedes Jahr sperren 15-20% der Schlachthöfe zu.

Das war auch der Hauptgrund, warum wir unseren Schlachthof im Frühjahr 2015 verkauft haben. Anschließend gaben wir auch unser europäisch einzigartiges Rückmelde- und Qualitätssicherungssystem auf, weil wir für die gewichtigen Mehrausgaben nicht mehr die Preise (+5-10%) am Markt bekamen, um es öknonomisch aufrecht zu erhalten. Das war eine emotional sehr schmerzliche Entscheidung, aber wichtig um wirtschaftlich zu überleben.

Wie ist die aktuelle Sitiation? Der Schweinefleisch ist diese Woche am Tiefststand. Ich kann mich nicht erinnern, ob er schon einmal tiefer war. Sollten wir als verarbeitendes Unternehmen jetzt jubeln, weil der Rohstoff günstig ist. In keinster Weise! Sinkt der Rohstoff steigen dir die Handelsketten auf die Füße, ist es umgekehrt muss man um höhere Preise betteln. Das Spiel geht einige Male im Laufe des Jahres. Auf welche Kosten geht das Ganze. Auf Kosten unser aller, beflügelt durch unser ach so tolles "soziales" liberales Wirtschaftssystem.

Aus der Praxis weiß ich, dass der Handel billiger verkauft, als er die Ware einkauft. Früher hat man das noch bei AKtionen in Kauf genommen. Mittlerweile ist es zur Regel geworden. Fleisch- und Wurstwaren sind zu einem der größten Lockangebote geworden. Der Handel verliert im Jahr Millionen und er nimmt es in Kauf. Die Ethik spielt dabei eine untergeordnetet Rolle, weil große Handelskonzerne mittlerweile auch schon um das Überleben kämpfen. Und der öst. Kunde, er ist mittlerweile Europameister beim Einkauf von Aktionsware! Wir sind gerade dabei uns alle zu zerstören, übrig bleiben werden nur mehr die goßen Fische. Das kennen wir doch von irgendwo her? Glaubt hier jetzt noch jemand, dass TTIP diese Situation verbessern könnte?

Mein Fazit: Wir sitzen alle im Boot. Jeder trägt auch selber ein Stück weit Verantwortung und hat es selber in der Hand, mit seinem Geldbörserl mit zu entscheiden. Ich predige schon seit Jahren, dass wir wieder zurück müssen zum Sonntagsbraten und wir dafür unseren Fleischkonsum drastisch reduzieren sollten. Die einzige Wahrheit für mich ist ein flexitarischer Ernährungstil - die goldene Mitte eben!

Trotzalledem gibt es auch noch die schönen Storys in unserer trostlosen Branch und das gibt Hoffnung für die Zukunft. Unser ALMO-Rindfleisch verkaufen wir mittlwerweile unter den Tierwohlsiegel von den 4 Pfoten. Das Schöne hier ist, wir bekommen hier höhere Preise vom Handel, die wir an unsere Vertragsbauern weitergeben können und das freut uns sehr, weil sie damit besser überleben können! Wer weiß, vielleicht verarbeiten wir in ein oder zwei Jahrzehnten nur mehr ALMO´s. Das wäre zumindest für mich ein Business mit extrem guten Gewissen.

mit lieben Grüßen                                                                                                     Karl-Heinz Schirnhofer

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