Mit 16 ging ich zum Arzt. Gut, das Ereignis fällt jetzt nur bedingt unter die Kategorie „Marksteine des Lebens“. Das Detail liegt aber am Rande. Ich war damals mit der Gesamtsituation unzufrieden, „am Semmerl“ wenn man so will. Also suchte ich für mein kleines „jugendliches, depressives flasherl“ eine qualitativ hochwertige ärztliche Expertise.
Was ich bekam war eine Expertise – Qualität war zu dem Zeitpunkt offensichtlich aus. Meine Ohren vernahmen den Tipp „Gengan´s doch a bisserl in die frische Luft. Jetzt scheint eh wieder die Sonne.“ Ich tat, wie man mir befahl und„ging a bisserl in die frische Luft“. Es war bewölkt. Sonne war aus. (Hatte sich vermutlich mit der Qualität auf ein „Packl gehaut“.)
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Nun ja, die vermehrt auf mich eintreffenden Sauerstoffmoleküle verfehlten meine „Strahlemanndaseins-Neurotransmitter“ in großem Bogen. Ich unterstelle ihnen keine böse Absicht. Bis heute bin ich der Ansicht, dass sie sich nur „verfahren“ hatten. Vermutlich. Sie kamen nämlich eh an. Nur an einem anderen Ziel. Die „frische Luft“ passierte die direkte Ortseinfahrt zum „Ärger“. Ja, ich war obgleich des fachkompetenten Ratschlags „murz-angefressen“. Und fristete daraufhin ein „hobt´s mi doch olle gern-Dasein“. Bis heute! ;)
Gut ein Jahrzehnt später ereilte mich dann der nächste mentale Kollateralschaden. Einige belastende Lebensereignisse in Folge hatten meine, für Antrieb zuständigen Batterien auf ein Minimum reduziert. Ich hatte das Gefühl, dass nichts mehr ging. Funktionierte, ohne tatsächlich anwesend zu sein. Lange Rede, kurzer Sinn: ich stampfte wieder zum Arzt.
Dort hatte man sofort die Lösung parat: Ich würde mein Leben zu sehr über den Verstand reglementieren. In anderen Worten: Mein Hirn mache gröbere Probleme, hatte offensichtlich einen Defekt. Ich möchte die diagnostische Scharfsinnigkeit nicht abstreiten, zumal ich tatsächlich dazu neige, Dinge gedanklich bis ins Detail zu zerlegen. Was zugegeben nicht immer förderlich ist.
Immerhin war mein Unrat stiftender Verstand rege genug, um zu erkennen ich und sie nicht kompatibel waren. Ich beendete die Sitzung wieder. Und bekam abschließender Weise noch ein motivierendes „Sie werden bald wieder in alte Fußstapfen treten“ mit auf den Weg. Eine nette Geste statt einem „auf wieder´schaun“. Auch ok, Grußworte werden manchmal eh überbewertet.
Wie dem auch sei: Ich möchte den Wahrheitsgehalt der „Prognose“ nicht abstreiten. Es gab Monate danach immer wieder Momente, in denen ich ins Schleudern kam. Aber ich stehe immer noch. Zugegeben mit einer gehörigen Portion Eigensinn intus, aber auch mit mehr „Muskelkraft“. Die bekommt man nämlich, wenn man Hürden eigenständig aus dem Weg räumt.
P.S. Es liegt mir fern, Therapien pauschal zu verurteilen. Was ich aber wohl kritisiere ist die Tatsache, dass manche (!) Therapeuten die ihrerseits erlernten Inhalte wie eine Schablone auf ihre Klienten übertragen. Dann entsteht statt einem neuen Weg nur ein undefinierbares "Gekritzle".