Gestern habe ich mir in einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" den angestauten Ärger zum Thema "Kinder und Beruf" von der Seele geschrieben. In einem Facebook-Posting auf meinem privaten Profil. Mehr für mich, damit es einmal irgendwo steht. Binnen kürzester Zeit wurde das Posting sehr oft geliked, geteilt und kommentiert - das zeigt, dass ich mit meinen Gedanken und persönlichen Erlebnissen offenbar vielen anderen berufstätigen Frauen mit Kindern aus der Seele spreche. Aber auch Männer sind meiner Meinung, was mich ganz besonders freut.
Von einem Mann wurde ich auch dazu ermuntert, meine Zeilen auf fisch+fleisch zu stellen, was ich hiermit gerne tue. Ich habe mich entschieden, mein Ursprungsposting weitestgehend unverändert hier zu veröffentlichen - obwohl es selbstverständlich noch viele weitere Aspekte gäbe, die man zu diesem Thema erwähnen könnte. Aber dann wäre wieder alles zu überlegt formuliert, die Emotionen nicht mehr so stark - hier also das Posting mit einem ergänzten Absatz:
Weil es mir am Herzen liegt:
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
LIEBE ARBEITGEBER,
MEIN KIND IST KEINE SCHWACHSTELLE!!!
HR-Experten und vor allem -Innen (!) empfehlen Frauen mit Kindern:
- Kinder in Bewerbungsunterlagen besser gar nicht anzuführen,
- und wenn doch, vor allem bei kleinen Kindern keinesfalls das Alter dazu zu schreiben,
- in Bewerbungsgesprächen Kinder nur dann zu erwähnen, wenn die Arbeitgeberseite dezidiert danach fragt,
- möglichst schnell wieder auf berufliche Details zurückzukommen,
- und besser über Kinder möglichst ganz zu schweigen, wenn es irgendwie geht.
Warum? Weil das beim Einstellungsprozess SCHADET.
Im Bewerbungsgespräch hören Frauen mit Kindern dann so nette Dinge wie:
- Ja, schaffen sie das denn?
- Glauben sie nicht, dass das zu früh für ihr Kind ist?
- Was tun Sie, wenn ihr Kind krank wird? Können Sie dann trotzdem kommen?
- Also eigentlich möchten wir die Stelle an jemanden vergeben, der keine Kinder hat ...
- Es ist schon ein sehr stressiger Job, der Flexibilität erfordert!
- Wir haben intern genug Mütter, da brauchen wir nicht noch zusätzlich welche (Lachen) Haha ... selbst erlebt, in Österreich, in einem renommierten Unternehmen!
- und so weiter und so fort ...
In diesen Momenten wird eine fähige, arbeitshungrige, gut ausgebildete Frau mit dem Gesicht an die Wand gestellt. Sie wird lediglich auf ihre "Mutterrolle" fixiert, die ihr noch dazu ausschließlich negativ ausgelegt wird. Die Kinder werden zum Makel, zum Klotz am Bein degradiert. Jede berufliche Erfahrung, Ausbildung, Fähigkeit, Charakter etc. ist mit einem Schlag weniger wert. Die Eigenschaft "Kind" wiegt schwerer und wird gleichgesetzt mit mangelnden Fähigkeiten - hinsichtlich Flexibilität, Leistungsfähigkeit, Anwesenheit etc.
Die REALITÄT ist eine völlig andere, aber diese möchte meist niemand hören und glauben. Und wenn man dann versichert, alles wunderbar im Griff zu haben, kommt gleich die nächste Keule: RABENMUTTER. Das wird so natürlich nicht gesagt, aber diese Blicke - sie sprechen eine eindeutige Sprache. So oder so, wie man es dreht und wendet, man hat als Frau mit Kind/ern in diesen Situationen IMMER VERLOREN.
Aber jetzt sag' ich mal was:
ICH LASSE MEIN KIND NICHT ZUR SCHWACHSTELLE MACHEN.
KINDER SIND TOLL, GROSSARTIG, UNGLAUBLICH.
MEIN KIND MACHT MICH IM JOB NICHT SCHWÄCHER ODER MINDERWERTIGER, ES MACHT MICH STÄRKER, LEISTUNGSFÄHIGER, EFFIZIENTER.
MÜTTER HAUT SCHLIESSLICH SO SCHNELL NICHTS VOM HOCKER.
ALLES GEHT UND KANN UND DARF.
In welcher Gesellschaft leben wir denn, wo Frauen im Beruf (auch) nach ihrem Familenstand bewertet werden? Wir wollen immer so fortschrittlich sein und sind doch noch so RÜCKSTÄNDIG. Am liebsten würde man dann sein Arbeitgeber-Gegenüber laut anschreien: HEY, DU DOOFE NUSS, BIST DU GLEICH ERWACHSEN AUF DIE WELT GEKOMMEN?
Welcher Mann wird ernsthaft in einem Bewerbungsgespräch danach gefragt, ob er das mit seinen Kindern schaffe? Alle würden herzlich lachen!
Es ist eine wirkliche Schande, dass Frauen mit hängenden Köpfen aus Bewerbungsgesprächen dackeln und sie sich tatsächlich fragen, ob mit ihnen und ihren Kindern alles richtig ist, ob es die richtige Entscheidung war, ein Kind zu bekommen, ob die ganzen Kritiker nicht doch recht haben. NEIN, haben sie NICHT!
Und wenn sich Frauen dann vor lauter Panik vor dem beruflichen Wiedereinstieg dazu entscheiden, bei den Kindern daheim zu bleiben, werden sie als "Heimchen am Herd" diffamiert. Wenn sie gar keine Kinder bekommen, werden sie als für den Fortbestand der Gesellschaft unzumutbar eingestuft.
Wie frau sich also entscheidet, es ist immer irgendwas falsch dran.
NEIN, wer das jetzt beim Lesen dieser Zeilen glauben sollte, ich bin überhaupt nicht verbittert! IM GEGENTEIL, ich bin STOLZ, in den letzten Jahren seit ich Mutter bin nur für Unternehmen tätig und tätig gewesen zu sein, wo der MENSCH zählt mit seinen beruflichen und menschlichen Skills - und nicht VORURTEILE reproduziert und Mütter bedauert werden. Mit (männlichen!) Chefs, die sagen: Wenn mal mit den Kids was ist, mein Gott, wo ist das Problem?! DANKE DAFÜR! Es gibt Licht.
Aber ich weiß, wie schwer und steinig der Weg dorthin sein kann, mit welchen unfairen Vorurteilen Mütter im Beruf kämpfen müssen und was so alles in der U-Bahn, am Stammtisch, im Bekanntenkreis etc. gesprochen und vor-verurteilt wird. DAS IST SO GROSSER MIST!
MAMAS, ich möchte euch mit diesen Zeilen MUT machen. Seid stark, seid stolz und lasst euch auf keinen Fall eure Kinder schlecht reden! Es muss keine Entscheidung zwischen Kind und Beruf geben, das ist wirklich, wirklich Schwachsin. Und es muss auch nicht immer alles perfekt sein - das redet man sich nicht selber ein, sondern immer nur die anderen. Ein guter RATSCHLAG: SCH**** AUF DIESE ANDEREN!! :))
ALLES GEHT UND KANN UND DARF. Geht EUREN Weg.
ARBEITGEBER, ich möchte euch mit diesen Zeilen zum Nachdenken anregen. Denkt dran, wenn ihr das nächste Mal eine erwartungsvolle, arbeitshungrige, fähige Mutter bei einem Bewerbungsgespräch vor euch sitzen habt.
Und ALLE ANDEREN: auch euch schadet das Denken nicht „wink“-Emoticon. Denn für Vorurteile sind wir schließlich alle ein bisschen verantwortlich.
1000-Rosen-Danke „wink“-Emoticon
Ich bin nicht betrunken, sondern habe noch nie etwas so ernst gemeint!
Eine beherzte "Working-Mum", die Kind UND Job über alles liebt.