Sheryl Sandberg, eine der Vorzeigekarrierefrauen, (seit 2008 CEO von Facebook), zitiert in ihrer ihrer Frauenkarrierefibel „Lean in: Women, Work, and the Will to Lead“ eine Mckinsey Studie aus dem Jahr 2011, nach der Männer auf Basis ihres Potentiales befördert werden, während Frauen auf der Grundlage ihrer erreichten Leistung befördert werden.

Auf den ersten Blick mag das sexistisch wirken. Wenn man sich aber die sexuelle Deskriminierung ansieht, mit welchem unsere Gesetze immer noch Rollenmodelle aus den 50er Jahre fördern ist das durchaus ein vernünftiges Verhalten von Unternehmern. Die Tatsache, dass nach einer Trennung die Frauenquote bei den Alleinerziehenden auch im Jahr 2016 immer noch 90% ist, spricht doch eine deutliche Sprache wo in unserem Land die Diskriminierungen gesellschaftlich gefördert werden.

Spätestens nach dem ersten Kind sind in der Regel alle arbeitsrechtlichen Gleichstellungsmaßnahmen der letzten 40 Jahre hinfällig. Das hat nichts mit einer gesetzlichen Benachteiligung von Frauen, irgendeiner gläsernen Decke oder irgendwelchen Vorurteilen über Frauen in Führungspositionen zu tun. Natürlich mag es für Letzteres auch Beispiele geben, aber solche Vorurteile freffen Männer nicht weniger, wenn sie versuchen, sich in typischen „Frauenberufen“ durchzusetzen, oder glauben sie das irgendeine Kindergärtnerin in Deutschland schon mal eine Diskussion mit Kollegen oder Eltern führen musste, dass sie beim Windelwechseln die Tür offen lassen muss oder wie viel sie die Kinder trösten darf?

Die diskriminierenden Gesetze sind dummerweise nicht im Arbeitsrecht angesiedelt und sie betreffen auch keine Frauen, weswegen sie leider bei Diskussionen über „Frauen in Führungspositionen“ gerne ignoriert werden.

„Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.“ Art.6 Abs.4 GG

Als alleinerziehender Vater frage ich mich ja schon, warum ich mit meiner Erziehungsleistung weniger Schutz und Fürsorge der Gemeinschaft erhalten sollte. Ebenso wie man sich fragen kann, warum die Resolutions 2079 des Europarates (welcher u.a. eine Gleichberechtigung der Eltern bei der nachehelichen Kindesbetreuung durch einen Standard „Wechselmodell“ fordert) weniger poltischen Aktionismus erzeugt als eine künstlich hochgerechnete Gehaltslücke, welche mittlerweile zwei Gedenktage im Frauenministerium und einen halbgaren Entwurf für ein Lohntransparenzgesetz produziert hat, während sich jeder vernünftig denkende Mensch fragt, warum stellen Unternehmen eigentlich nicht nur noch Frauen ein, wenn sie damit angeblich ihre Gewinne um 22% steigern könnten?

Gleichberechtigungsparadies Skandinavien?

Wann immer man neidisch auf die - im Berufsleben so gleichberechtigten - skandinavischen Länder schaut, dann schaut man leider meist nur auf Kindergartenplatzdichte, die Quote der weiblichen Führungskräfte oder Gleichstellungsregelungen im Arbeitsrecht. Dabei ist das so kurzsichtig. Denn der entscheidende Schritt, den man in diesen Ländern getan hat ist, dass man dort seit vierzig Jahren eine Gleichstellungspolitik betreibt, welche neben den Frauen im Berufsleben auch die Männer im Familienleben im Blick hat. Anders als in Deutschland, wo man seit dreissig Jahren mit Änderungen im Arbeitsrecht alleine versucht Gleichstellung durchzusetzen.

„In Skandinavien richtet sich seit den 1970er Jahren Familienpolitik auch an Väter. Jetzt, 40 Jahre später, kann man sehen, dass sich neue Selbstverständlichkeiten ausgebildet haben. Das dauert wohl ein bis zwei Generationen.“ (Geschlechtersoziologe Michael Meuser in der Wochenzeitung „Die Zeit“)

Und in Deutschland? Da dürfen Männer froh sein, dass sie seit einer Verurteilung Deutschlands durch den EuGH endlich auch gegen den Willen der Mutter das Sorgerecht vor Gericht erstreiten dürfen. Eine gleichberechtigten Betreuung nach der Trennung wirkt da wie Science Fiction, denn was nützt ihnen ein gemeinsames Sorgerecht, wenn die Mutter immer noch weitgehend ungehindert 200 Kilometer wegziehen kann, weil die Familienrichterin, trotz anderslautender Empfehlung des Gutachters, findet „Die Bindung zur Mutter ist mir wichtiger. Wenn Sie dem Umzug zustimmen, werden wir eine großzügige Umgangsregelung beschließen. Wenn nicht, können Sie den Umgang separat einklagen“ wie das einem Freund von mir vor Gericht gesagt wurde.

Wundert sich ernsthaft jemand, dass Unternehmer unter diesen Umständen Männer nach ihrem Potential befördern und Frauen eher nach erbrachter Leistung?

Bei einem Mann der plant einmal Vater zu werden, da kann sich ein Unternehmer mit ziemlicher Sicherheit darauf verlassen, dass seine Familienplanung unter den heutigen Bedingungen seinen Einsatz für die Firma nicht negativ beeinflusst. In der Regel wählen Frauen immer noch besser verdienende Partner. Laut Elterngeld-Zahlungen verdienen die Väter 660€ mehr. Da das Elterngeld nur einen Anteil des Gehaltes kompensiert ist es eigentlich eine ganz simple Wirtschaftlichkeitsfrage, wer da zu Hause bleibt. Würden Sie bei einem durchschnittlichen Familieneinkommen von 2400€ auch noch freiwillig auf 220€ mehr verzichten, wenn sie noch einen weiteren Mitesser zu versorgen haben? Vielleicht hat es ja nichts mit der gerne unterstellten Familienflucht zu tun, dass Väter nach der Geburt dazu neigen eher mehr zu arbeiten. Irgendwer muss schließlich den Verlust im Familieneinkommen kompensieren.

Und wenn es zur Trennung kommt?

Dann hat der Vater eigentlich gar keinen Grund mehr mal früher nach Hause zu gehen, denn unter den gegeben Umständen ist es ziemlich sicher, dass er lediglich Umgangselternteil wird. Erzieherischer Einsatz des Vaters wird vom Gesetzgeber als Privatvergnügen gesehen. Wenn er nicht nachweislich 50% der Erziehungsleistung erbringt, kann er sich unterhaltstechnisch fast gar nichts anrechnen lassen. Im Gegenteil, wenn Sie die Arbeitszeit reduzieren, um ihre Kinder zu 45% betreuen zu können, kann es eher sein, dass von ihnen, aufgrund der gesteigerten Erwerbsobliegenheit, erwartet wird, dass sie mehr Unterhalt zahlen, als ihr Einkommen nach Düsseldorfer Tabelle eigentlich hergibt. Da wird dann gerne ein fiktiven Einkommen zur Berechnung herangezogen, welches sie verdienen könnten, wenn auf das Privatvergnügen „Kindeserziehung“ verzichten und wieder Vollzeit arbeiten würden. Wenn Väter nicht gerade so viel Verdienen, dass sie das Existenzminimum quasi zwingt künftig von Sigmar Gabriel mit Führerscheinentzug bedroht zu werden, dann ist es wohl klar wo Väter hier ihre Prioritäten setzen müssen.

Mit bindungsintoleranten Müttern, die sich weitgehend konsequenzlos mit Umgangsverweigerung am ungeliebten Ex-Partner rächen können braucht man da noch nicht einmal anzufangen.

Mal ehrlich: Wen würden Sie also aufgrund seines Potentiales eher befördern? Den Mann, der unabhängig von seiner Familienplanung vom Gesetzgeber zum Familienfinanzierer gemacht wird, oder die Frau, die trotz ihres beruflichen Potenziales eben als potentielle Mutter, nach der Trennung mit einer Teilzeitstelle + Kindesunterhalt potentiell finanziell besser da steht, als wenn sie 40 Stunden ihrer Zeit in das wohlergehen des Unternehmens steckt?

Sheryl Sandberg sagt in ihrem o.G. Buch „Ich glaube Frauen können öfter im Arbeitsumfeld die Führung übernehmen. Ich glaube Männern können sich mehr im häuslichen Umfeld einbringen. Und ich glaube, dass es eine bessere Welt erzeugt, wenn Frauen die Hälfte der Institutionen und Männer die Hälfte unserer Haushalte führt“

Ich stimme ihr da voll zu, aber das ist leider keine Entweder-Oder- sondern eine sowohl-als Auch-Gleichung.

Gleichstellung ist keine Einbahnstraße

Man erreicht Gleichstellung nicht, wenn man nur im Arbeitsrecht an den Stellschrauben zu Gunsten von Frauen dreht. Erst wenn es selbstverständlich ist, dass auch ein männlicher Abteilungsleiter Meetings nach 16 Uhr cancelt, weil er seine Kinder ebenso selbstverständlich aus dem Kindergarten abholen muss wird sich etwas an der deutschen Meetingkultur ändern, wo wichtige Entscheidungen und Verantstaltungen erst nach 17 Uhr stattfinden. Erst wenn es für Männer ebenso wichtig ist, dass die Kindesbetreuung organisiert ist, werden mehr Firmen über Betriebskindergärten nachdenken und Familienfreundlichkeit als Bindungskriterium für ihre Mitarbeiter nutzen.

Erst wenn es selbstverständlich ist, dass auch ein Trennungsvater zu Hause bleibt, weil sein Kind Fieber hat, wird Familie kein exklusiv weibliches Berufsrisiko.

Aber um dahin zu kommen, müssten Frauen erstmal das tun, was sie in den letzten vierzig Jahren von den Männern erwartet haben: Ihre Privilegien zu teilen.

Als alleinerziehender Vater weiß ich das Privileg sehr zu schätzen, am Alltag meiner Kinder haben teilhaben zu können, egal ob man mit deren Mutter noch eine Paarbeziehung hat oder nicht. Dafür lasse ich dann auch gerne der einen oder anderen Frau den Vortritt bei der Führungsposition im DAX-notierten Unternehmen und denke mir: „Sie weiß nicht was sie verpasst.“ Auch wenn meine Ex Frau nach den populistischen Parolen von Ministerin Schwesig und ihres Kollegen gabriel eigentlich schon vor jahren der Führerschein entzogen gehört hätte.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 18.08.2016 00:05:05

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