oder wie sich die Presse selber abschafft
Nicht, dass ich den Eindruck erwecken möchte, ich wolle Herrn Trump in Schutz nehmen. Sein Dekret zur Subventionsstreichung für Entwicklungshilfeorganisation, die Schwangerschaftsabbrüche unterstützen, ist wirklich der letzte Klogriff einer Pro-Life Symbolpolitik, die wirklich nur jene trifft, die Hilfe am nötigsten hätten. Aber wer sich ernsthaft über „alternative Fakten“ und Populismus im postfaktischen Zeitalter beklagen möchte, der sollte als WohlstandsfeministIn vielleicht der Versuchung widerstehen, so ein Dekret zu mißbrauchen, um Mitleid für das eigene, ach so schwere Frauendasein zu erbetteln.
https://twitter.com/SuzieGrime/status/824241426817044480
„Ab jetzt ist es illegal zu ejakulieren, solange es nicht der Fortpflanzung dient“, soll wohl bei den Männern Mitleid erzeugen. Zugegeben: Bei so einem Dekret dürften sich Männer zurecht in Ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen. Egal, ob das nun von einer Altdamenriege oder Donald Trump erlassen wird. Nur hat es leider gar nichts mit einer Genderumkehrung des Dekrets von Donald Trump zu tun.
Donald Trump hat weder den weiblichen Orgasmus, noch den weiblichen Eisprung, oder die weibliche Monatsblutung, oder gar den weiblichen - nicht der Fortpflanzung dienenden - Sex verboten.
Selbst wenn er den amerikanischen Frauen das Recht auf einen straffreien Schwangerschaftsabbruch genommen hätte, so wäre die Umkehr dieses Dekrets maximal gewesen: „Ab jetzt ist es es Männern verboten, sich gegen die Verantwortungsübernahme für ein werdendes Leben zu entscheiden.“
http://imgur.com/gallery/tceOgh8
Aufmerksame Leser werden merken, dass dieses „Dekret“ schon seit Jahren Grundlage des deutschen Sorge- und Unterhaltsrechtes ist. Vermutlich würde Frau Grimes deshalb für eine ansatzweise faktische Umkehr des Dekrets auch nur ein müdes Lächeln ernten und nicht 2.600 Likes.
Selbst Männer, welche die Gleichberechtigung der Geschlechter für einen großen Gewinn für diese Welt halten, werden vermutlich irgendwann bei so einer Pflege des eigenen Opfermythos auf Kosten echter Opfer irgendwann einfach nur noch kotzen.
Doch gerade weil sich auch unsere Qualitätspresse über die "Alternativen Fakten" des Herrn Trump echauffiert, ist es schon fragwürdig, warum dieses Dekret als das Ende der Frauenrechte in Amerika dargestellt wird. Es wird so als müsse gegenwärtig jede Amthandlung des POTUS Trump als Akt des Antichristen behandelt werden.
Wo weist unsere faktenorientierte Qualitätspresse denn bitte mal darauf hin, dass diese Diskussion ein ewiges Ping-Pong-Spiel zwischen Demokraten und Republikanern ist?
Man muss schon Seiten wie evangelisch.de oder einen relativ versteckten Artikel auf Zeit Online lesen, um auf Folgendes zu lesen:
"Der Streit um die Finanzierung der Beratung ist seit Jahrzehnten Dauerthema US-amerikanischer Politik. Ronald Reagan hatte das "Mexico City Regel" genannte Verbot erstmals 1984 erlassen. Bill Clinton hob es 1993 auf, und George W. Bush führte es 2001 wieder ein. Barack Obama revidierte Bushs Verbot acht Jahre danach."
Wenn die Presse glaubt, dass bei diesem Stil ihre Glaubwürdigkeit steigt, muss ich leider sagen: Da liegt sie falsch. Auch hier gilt: "Wer zu oft "Wolf" schreit, der mus sich nicht wundern, dass niemand mehr mehr hinhört, wenn denn wirklich ein Wolf erscheint".
Insofern tut die Presse mit diesem Stil, der Freiheit und der Demokratie gerade einen Bärendienst.
Letztendlich bestätigt sie Jonathan Pies Rant, über die Trumpwahl, und seine Unterstellung, dass die Linksliberalen für seine Wahl verantwortlich sind.
Wenn Morgen in Amerika Frauenrechtlerinnen und Muslime interniert werden, fragt die Mehrheit nach dem (vollkommen berechtigten) Aufschrei der Presse nur noch "Können die nicht mal damit aufhören, über Trump rumzunörgeln? Jetzt übertreiben sie aber".
Besser kann Trumpf gar nicht beweisen, dass seine Idee, die Presse würde gegen ihn Krieg führen, gar nicht so paranoid ist, wie sie für einen vernünftigen Menschen klingt.
Wenn er morgen Wasser in Wein verwandeln würde, würde man ihm vermutlich unterstellen, er würde den Alkoholismus fördern.
Wenn er bei seiner nächsten Twitterpredigt die wundersame Brotvermehrung bewerkstelligen würde, werden Presse und Feministinnen ihm vermutlich vorwerfen, er wolle damit das weibliche Backhandwerk in den Ruin treiben.
Es gibt zweifelsohne genug Gründe, worüber man sich bei Donald Trump aufregen kann, aber wie wäre es, liebe Journalisten, wenn ihr euch trotzdem bemüht, dabei den Eindruck zu erwecken, die Wahrheit wäre euch wichtiger als Stimmungsmache und Klickzahlen?