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Der erste Teil des Rennens um die französische Präsidentschaft ist gelaufen, die ersten Hochrechnungen sind da.

Der vorläufige Sieger lautet Emmanuel Macron, auch wenn die Wahllokale gerade erst geschlossen haben und die Kandidaten derart nah beieinander liegen, dass noch nichts entschieden ist.

Knapp 47 Millionen Wahlberechtigte waren zur Wahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung war hoch und lag schon am späten Nachmittag bei knapp 70 Prozent.

Wer dann tatsächlich Präsident/in Frankreichs wird, wird in der Stichwahl am 07.05.2017 zwischen den beiden stärksten Kandidaten entschieden.

Derzeit sieht es so aus, als würden dies Macron und Le Pen werden:

Die vorläufigen Zahlen:

23,7 Prozent für Macron

21,7 Prozent für Le Pen

19,5 Prozent für Fillon

19,5 Prozent ebenfalls für Mélenchon

Trotz all der negativen Erfahrungen mit Prognosen in den letzten Monaten, vor allem als es darum ging, zuverlässige Zahlen für den amerikanischen Wahlkampf abzuliefern, verzichtete kaum jemand im Vorfeld darauf, ein enges Rennen zwischen dem parteiunabhängigen Macron, der als links-liberaler Pro-Europäer gehandelt wurde, und der Vorsitzenden des „Front National“, Marine Le Pen, die mit ihrer Partei den „Frexit“ sowie den Austritt aus dem Euro fordert, zu prophezeien. Fillon, Kandidat der Konservativen, sah man dank einer Korruptionsaffäre bereits im Vorfeld abgeschlagen hinter Macron und Le Pen.

Auch Jean-Luc Mélenchon rechnete man noch Chancen aus. Vormals Vorsitzender der „Parti de Gauche“ (Linkspartei), gründete er die Partei „La France insoumise“ (Das aufständische Frankreich) und kandidierte als deren Vorsitzender.

Hier wiesen die radikale Rechte mit Le Pen und die radikale Linke, zu der man Mélenchon zählt, eine gemeinsame Schnittmenge auf.

Beide gelten als scharfe Kritiker der EU, der Austeritätspolitik und der wirtschaftsliberalen Reformen. Wobei Mélanchon nicht den Austritt sucht, sondern seine Kritik und Drohung als Druckmittel vorrangig gegen Deutschland verstanden wissen will. Sein Tweet „Maul zu – Frau Merkel“ schlug hohe Wellen. Beide kritisieren das „Establishment“.

Nicht zuletzt wegen Le Pen und Mélenchon gilt diese Wahl bereits als äußerst populistisch geprägt. Beide setzten im Wahlkampf massiv auf die Europamüdigkeit der Franzosen und versprachen mehr Nationalismus, weniger Europa.

Le Pen versprach zuletzt zudem ein Einwanderungs-Moratorium.

Wahlkampfbegleitend sprachen im Vorfeld einige gar von einer „Schicksalswahl“. Sicher aber von einer richtungsweisenden Wahl für die europäische Union. Wer die Geschichte der EU kennt weiß, dass diese Stimmen so falsch nicht lagen. Das deutsch-französische Tandem ist das Herz der EU. Ein Austritt Frankreichs wäre wohl das Ende des europäischen Traums.

So setzte Macron im Wahlkampf auch vorrangig auf diese Karte, hoffte, gerade junge Menschen zu einem Bekenntnis zur EU anhalten zu können.

„Wir sind die Einzigen, die Frankreich nicht zerstören wollen“, erklärte er.

„Macrons Versprechen an Europa und seine Wähler ist ein Zweifaches: Er will Frankreich seine angestammte Rolle als Führungsmacht in der EU zurückgeben, indem Frankreich sich seriös und ehrlich macht. Macron verspricht den Franzosen, dass Frankreich wieder der Antrieb Europas wird. Er hat weitreichende Pläne für eine Reform der Eurozone, aber er weiß: Aus ihnen wird nichts werden, wenn Paris und Berlin nicht in dieselbe Richtung ziehen.“ (Quelle)

In Frankreich gilt die erste Wahl als Wahl aus dem Bauch heraus, die zweite, entscheidende, als Wahl des Verstandes.

Wir werden abwarten müssen, wie die Franzosen sich letztendlich entscheiden.

Heute, mit einem starken Wahlergebnis für Macron, haben sie dem Gefühl Ausdruck verliehen, die EU sei es wert, um sie zu kämpfen und an ihr zu arbeiten.

Mit dem starken Zulauf für Le Pen haben sie jedoch ebenfalls deutlich gemacht, wie viele von ihnen sich als Verlierer der EU sehen. Austerität, Einwanderung, Arbeitnehmerrechte - Themen, die nicht nur die Franzosen umtreiben und für die Europa bisher keine Antworten gefunden hat.

Sollte Macron auch in der Stichwahl das Rennen machen ist dennoch keine Zeit, aufzuatmen. Wenn für die drängenden sozialen Probleme, die sich nicht nur in Frankreich zuspitzen, von den Gemäßigten keine Antwort gefunden werden, ist das Problem bestenfalls vertagt, keinesfalls aber gelöst.

Im Falle eines Wahlsieges von Marine Le Pen in der Stichwahl, wird Europa sich nachhaltig verändern. Das politische Konstrukt, das wie kein Anderes langfristig für Frieden und Wohlstand sorgte, ist in Teilen sowieso schon brüchig. Der Rechtsruck u.a. in Ungarn und Polen, aber auch der Verlust des Gleichgewichts in Sachen Wohlstands- und damit auch Machtverteilung waren bereits in der Vergangenheit problematisch, konnten aber gemeinschaftlich abgefangen werden.

Hier träfe die rechte Ideologie das Herz der EU und hätte das Potenzial, mit seiner Idee von Rückkehr zu Nationalismus, zu Mauern und Kleinstaaterei, die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte zu beerdigen. Und Konkurrenzdruck zu erhöhen und (Wirtschafts-) Kriege wahrscheinlicher zu machen. Kein Szenario, das sich ein überzeugter Europäer ernsthaft herbeiwünschen kann.

(Das amtliche Endergebnis wird selbstverständlich nachgereicht)

(Zwischenstand um 1.46 Uhr, 24.04.): "Nach der Auszählung von 90 Prozent der Stimmen liegt Emmanuel Macron bei der französischen Präsidentenwahl mit 23,61 Prozent der Stimmen weiterhin vorn. Die Chefin der Front National, Marine Le Pen, erhielt demnach 21,90 Prozent der Stimmen." )

(24.04.2017, 9.30 Uhr: Macron kommt nach Auszählung aller Stimmen dem Innenministerium zufolge auf 23,75 Prozent. Dahinter liegt Le Pen mit 21,53 Prozent, gefolgt von dem konservativen Kandidaten Francois Fillon mit 19,91 Prozent und dem Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon mit 19,64 Prozent."

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