Das Eröffnungskonzert spielten ein Sarde, ein Pole, ein Slowake und ein Engländer. Gemeinsam. Am Frühstücksbuffet wünschte man sich in allen europäischen Sprachen "Guten Morgen". Und diskutiert wurden Bücher aus aller Welt. Die Autoren sprachen, was sie konnten, das Publikum – fast ausschließlich Italiener – wurde durch ausgezeichnete Dolmetscher informiert.
In dem kleinen mittelalterlichen Städtchen Gavoi in den sardischen Bergen ist diese Art von Internationalität jedes Jahr eine Selbstverständlichkeit. Auch die Bewohner von Gavoi nehmen aktiv teil an der „Isola delle Storie“ – der Geschichten-Insel. Bücher werden da eben so reichlich verkauft, wie sardische Süßigkeiten und als Autor wird man schon hie und da auf der Straße angesprochen. Dabei sind die Themen alles andere als sommerlich-leicht. Lirio Abbate von der Zeitschrift Espresso zum Beispiel präsentierte sein Mafia-Buch „I Re di Roma“ – "Die Könige von Rom", in dem er die Korruption bis in die höchsten Staatskreise nachweist. Miguel Bonfoye wiederum stellte seinen bewegenden Roman über einen venezolanischen Analphabeten vor, der sich auf die schwierige Reise des Lesen- und Schreibenlernens macht. Eva Menasse erzählte die Hintergründe ihres Romanes „Vienna“ – und der in Italien berühmte Liedermacher Francesco Guccini erklärte den Kindern des Ortes, daß Pinocchio als Kind sein liebstes Buch war.
Einmal im Jahr trifft sich in Gavoi ein anderes Europa und jedes Jahr entstehen Freundschaften und Ideen. Vielleicht sollte man die Politiker dazu verpflichten, sich daran ein Beispiel zu nehmen.