Manchmal drängt er sich mir auf. Mein virtueller Koffer, den ich immer bei mir trage. Falls es wieder so weit sein sollte. Damit ich ja den richtigen Augenblick zu gehen nicht verpasse.
So wie mir geht es, glaube ich, vielen meiner Freunde. Die ähnliche Familiengeschichten haben wie ich.
Was aber soll er enthalten, dieser Koffer, den ich brauche, wenn ich denn gehen muss.
Die Baby-Fotos meiner Kinder und die vergilbten meiner ermordeten Großeltern. Die Jugendfotos meines Vaters und meiner Mutter und das eine Foto, auf dem mein Bruder, meine Schwester und ich zu sehen sind.
Meinen Laptop und die USB-Sticks, auf denen Fotos und Texte versammelt sind.
Einen Band Heine-Gedichte und „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Garcia Marques.
Eins der kleinen sardischen Steinhäuschen, die ich seit Jahren sammle und eine Matrjoschka aus Moskau. Die porzellanene Maurerin aus Moskau und den Trompete blasenden Afrokubaner mit dem weißen Hemd.
Ein Milchkännchen aus Luxemburg und eine Ansichtskarte aus New York. Ein Täschchen aus Paris und einen Kimono aus China.
Und und und...
Und alle meine Freunde, die die mir nahestehen, die die ich liebe und auch die, die ich nicht liebe. Die, die mir langweilig sind und mich nerven genau so, wie die, die ich jeden Tag sehen möchte.
Ein Koffer, wie ein Autobus so groß muss es wohl sein.
Dieser Koffer spuckt neuerdings wieder häufig in meinem Kopf herum.
Weil die Welt ist, wie sie ist.
Weil ich Angst habe vor dem, was rund um mich geschieht.
Weil ich mich frage, wohin ich wohl fliehen würde.
Und keine Antwort weiß.
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