Es ist schwer, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen – und auch auszusöhnen – wenn man sich für einen guten Teil dieser Vergangenheit genieren muss.
Österreich hat sich Jahre lang als erstes Opfer Hitlers geriert und seinen beachtlichen Täteranteil elegant verschwiegen.
Aber Österreich ist nicht allein mit diesem falschen Umgang mit der Vergangenheit.
Denn im heutigen Russland wie in der heutigen Ukraine fällt es unglaublich schwer zu entscheiden, auf welcher Seite man eigentlich stand.
In der Sowjetunion eines gewissen Herrn Stalin konnte man beides sein. In der Regel zuerst Opfer, dann Täter.
Auch in der sowjetischen Ukraine war das nicht anders.
Unter der deutschen Besatzung gab es – leider – sehr viele Täter. Aber auch nach der Befreiung von den Nazis gab es viele ukrainische Täter.
Und bis heute prägt die Unfähigkeit beider Länder sich mit dieser Vergangenheit „objektiv“ auseinanderzusetzen ihre Gegenwart. Und gefährdet ihre Zukunft.
Ja, die Sowjetunion hat Unglaubliches erlitten unter der Nazi-Invasion. Aber die Sowjetunion Stalins hat auch Unglaubliches an ihren eigenen Bürgern und an Menschen, die sich vor den Nazis retten wollten, verbrochen.
Verbrechen, über die man reden muss. Auch jetzt – so viele Jahrzehnte später.