Angesichts der Argumente, die mir in den vergangenen Wochen entgegengeschleudert wurden, wenn ich mich gegen den österreichischen und den europäischen Umgang mit Flüchtlingen auflehnte, war ich eine ganze Weile sprachlos.
Abgesehen von jenen Humoristen, die mir rieten, meine Tabletten zu nehmen – auf die zu reagieren mir meine Vernunft verbietet – gibt es da immer wieder folgende Sätze:
- Was geht uns das an?
- Die Afrikanerinnen sollen halt aufhören, 10 Kinder in die Welt zu setzen.
- Wenn die fleißig wären statt „Bürgerkrieg zu spielen“ bräuchten sie uns nicht.
- Warum flüchten nur junge Männer? Richtige Kriegsflüchtlinge bringen zuerst ihre Familien in Sicherheit.
Zu Letzterem fällt mir spontan ein Hinweis auf Traiskirchen ein, wo schwangere Frauen im Freien auf dem Boden schlafen müssen und Neugeborene bei 38 Grad Hitze im ungeschützten Autobus untergebracht sind. Noch mehr Erklärungen dafür benötigt, warum die Familien nicht immer mitgenommen werden? Weil Frauen auf der oft monatelangen Flucht noch sehr viel mehr Gefahr laufen vergewaltigt, versklavt und gefoltert zu werden, als Männer. Weil Kinder und Alte den Strapazen der Flucht meistens nicht gewachsen sind – um nur zwei Argumente zu nennen...
Was uns das angeht, sehen wir in Kos, in Lampedusa, in Calais und bei uns hier in Traiskirchen.
Und was den fehlenden Fleiß angeht – den gerade wir Österreicher ja so gerne all jenen unterstellen, die arm sind: Europa hat jahrhundetelang bestehende Strukturen in jenen Ländern zerstört, die heute im Chaos liegen. Das hat nichts mit Fleiß oder Faulheit zu tun. Man hat die Menschen versklavt und behauptet, nur die europäische Lebensart sei gültig und richtig, alles andere müsse unterdrückt werden.
Und jetzt, wo wir sehen, wohin das geführt hat, putzen wir uns also ab und erklären: die sind eben unfähig, diese Afrikaner und das hat nichts mit uns zu tun!
Was heute in der Welt geschieht ist UNSERE SCHANDE und nur wir können diese Schande beenden!