Hand aufs Herz, was wissen wir von der Ukraine? Vor allem von ihrem Kulturleben?
Ich war in der vergangenen Woche in Kiew.
Bei der Buchmesse „Bücher Arsenal“.
Und obwohl ich schon oft in Kiew gewesen bin, war ich etwas unsicher – ob man mich wohl anfeinden würde, weil ich viele russische Visa im Pass habe und nur Russisch aber nicht Ukrainisch spreche?
Der junge Fahrer, der mich abholt, spricht Russisch. So wie alle Leute auf dem Flughafen auch.
Er sagt mir, dass er und alle anderen jungen Menschen, große Veränderungen erwarteten.
Und dann also die Buchmesse.
Eröffnung mit Karl Schwarzenberg und Karl Schlögel und einer Diskussion über die Zukunft. Nicht sehr optimistisch, aber mit der Feststellung, dass sich diese Ukraine (die den Weg in die Demokratie sucht) ihrer eigenen Geschichte stellen muss.
Und noch einmal zur Sprache. Einer der prominentesten ukrainischen Verlage namens „Folio“ druckt russisch-sprachige Bücher – und ist ständig von den Massen belagert. Die Messe dauert vier Tage – Samstag und Sonntag stehen Tausende Schlange vor den Kassen. Vor allem junge Leute, viele mit Kindern. Und keiner geht ohne Buch nach Hause.
Und neben viel unterschiedlicher ukrainischer Literatur sind auch viele internationale Autoren vertreten. Das österreichische Kulturforum nimmt sehr aktiv teil. Eine ukrainische Jelinek-Übersetzung wird präsentiert, Martin Pollaks „kontaminierte Landschaften“ vorgestellt, Alois Nussbaumer präsentiert seine Untersuchung „Zwangsarbeiter im Pinzgau“ – angesichts der Tatsache, dass viele Ukrainer zur Zwangsarbeit nach Österreich verschleppt wurden besonders brisant.
Christoph Bauer stellt seine Gedichte vor und erntet viel Aufmerksamkeit. (Und ich darf „Emma schweigt“ präsentieren und das mit Hilfe von Andrei Kurkow und als wichtig empfunden, weil Kiew voll ist mit Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet im Osten).
Das ist eine andere Ukraine, als die, die wir zurzeit ständig präentiert bekommen. Eine Ukraine voller Interessen, Neugier und Bereitschaft, sich auf einen neuen Weg zu begeben. Eine Ukraine, wie sie für Europa ein Gewinn wäre...
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