Was in Spitälern so geleistet wird

Ich ziehe den Hut, den ich nie trage, ganz tief.

Vor allen, die in einem Wiener Spital arbeiten.

Ich weiß, ich weiß, die Ärzte in Wien regen sich gerade über alles Mögliche auf und eigentlich weiß keiner so recht, was sie wollen.

Ich war jetzt eine Woche im Spital. Ohne schwerwiegende Probleme.

Also in der Lage selbst zu essen, selbst zu den Untersuchungen zu gehen, mich selbst zu waschen und selbst meine Medikamente zu nehmen – und sie zu verlangen, falls man sie vergessen sollte.

Ich war die einzige in dieser glücklichen Lage.

Die meisten anderen Patienten – rund 30 – auf der internen Station auf der ich mich aufhielt, konnten das alles nicht.

Sie mussten gewaschen, gewickelt und gefüttert werden.

Und es gab natürlich viel zu wenige Schwestern und Pfleger.

Vor allem in der Nacht.

Ganz abgesehen davon, dass gar nicht so wenige Patienten, die noch gehen konnten, immer wieder auf Wanderschaft gingen.

Und andere, die nicht mehr gehen konnten, häufig schrien.

Und alle, die dort arbeiteten, bemühten sich, freundlich und verständnisvoll zu sein.

Und das unter eigentlich völlig absurden Umständen.

In den Gängen standen die Betten so eng, dass man gerade noch mit eingezogenen Schultern mit einem zweiten Bett vorbei konnte.

Und auch wenn man nur einfach vorbei gehen musste war das gar nicht so einfach.

Ganz abgesehen davon, dass es für die, deren Betten auf dem Gang standen, nicht einmal ansatzweise so etwas wie Privatsphäre gab – obwohl man Paravents aufgestellt hatte.

Und ganz abgesehen von den langen Wartezeiten für bestimmte Untersuchungen.

Und ganz abgesehen auch davon, dass es nicht nur zu wenig Pflegepersonal, sondern auch zu wenig Ärzte gibt.

Ich ziehe wie gesagt meinen virtuellen Hut ganz ganz tief vor allen die in unseren Spitälern arbeiten.

Und vor einigen anderen, deren Arbeit viel zu wenig respektiert und gewürdigt wird – wie zum Beispiel Lehrer.

Die wichtigsten Funktionen in unserer Gesellschaft werden am wenigsten geschätzt.

Was für eine Bankrotterklärung für dieses System, in dem wir leben.

Fotocredit: Fotolia / sudok 1

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Andrea Walter

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Herbert Erregger

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