Stellen Sie sich vor:
Sie sind unter größter Gefahr und unter Zurücklassen nicht nur all ihrer mageren Habe sondern vor allem auch ihrer Familie und Freunde über Tausende Kilometer voller Schrecken und unerträglicher Begebenheiten bis nach Österreich gelangt. Sie haben versucht, ihre Geschichte so gut sie konnten zu erzählen. Die Drohungen, den Mord an ihrem Bruder die Vergewaltigung ihrer Mutter vor ihren Augen, den Tod ihrer jüngsten Tochter durch die Hand eines der Mörder ...
Und dann sagt man Ihnen, sie sollten jetzt warten, man werde sehen, ob man ihnen glauben könne.
Und dann warten Sie. Weil sie besonderes Glück haben sogar alleine in einem Zimmer der Flüchtlingsunterkunft, die weit ab von der nächsten Stadt liegt und die sie deshalb nur selten verlassen können, weil das Geld nicht für die Busreise reicht und sie noch geschwächt sind von der monatelangen Folter den Fußmarsch von einer Stunde hin und einer Stunde zurück kaum bewältigen können.
Ihre einzige Beschäftigung: ein Fernseher.
In dem sie den ganzen Tag lang Kochshows ansehen – weil sie einmal Koch waren in einem früheren Leben aus dem man sie hinausgeworfen hat wie einen Sack Müll.
Sie finden diese Schilderung übertrieben?
Ich habe den Mann, der seine Zeit auf diese Art verbrachte, verbringen musste, in einer Flüchtlingsunterkunft in Österreich kennen gelernt. Und er galt noch als glücklich, weil er ein Zimmer für sich hatte – dank der Tatsache, daß er schon seit mehreren Jahren dort dahinvegetierte.
Und wir reden von Integration?
Was legitimiert uns eigentlich, so mit Menschen umzugehen?
Flucht ist kein Verbrechen!
Und Flüchtlinge sind Menschen, die Respekt verdienen, nicht Ablehnung und Mißtrauen.