Welches Bild spukt Ihnen als erstes im Kopf herum, wenn Sie an „Frau“ denken? Sexy, elegant, modisch, sportlich, dynamisch, hartnäckig, stark, empathisch, fürsorglich, liebevoll, sensibel, ausdauernd, verständnisvoll, kommunikativ, kreativ, fröhlich, gebildet, belastbar, multi-tasking-fähig, …. Meine Freundinnen sind all das und noch viel mehr. Ein lieber Freund von mir schickt Frauen, die er wiedersehen möchte, nach dem ersten Date meist noch eine sms „Du bist eine interessante Frau…“ Für ihn heißt das: Ich möchte mehr über dich erfahren. Ergo denke ich, im Grunde haben die meisten von uns ein positives Frauenbild oder Frauen zumindest viele für den einzelnen oder die Gesellschaft wertvolle Eigenschaften.
Umso verwunderter bin ich, dass nicht sofort und auch nicht bis heute ein Aufschrei durch alle Länder und vor allem durch alle Frauen gegangen ist, als dem griechischen Ministerpräsidenten vorgeworfen wurde, sein Verhandlungsstil trägt eindeutig weibliche Eigenschaften und diese wie folgt auflistete: "manipulative Subversion, berechnendes Zögern, unglaubliche Behauptungen, strategische Missachtung des gesunden Menschenverstandes, kalkulierter Gebrauch emotionaler Werkzeuge wie Schuld und Gewissen“.
Selbst die ZiB war sich nicht zu dumm, die Basler Zeitung damit auch noch zu zitieren – allerdings ohne sofortigen Kommentar, wie entwürdigend diese Aussagen sind und dass es sich dabei keineswegs um typisch weibliche Eigenschaften handelt!!
Wo blieb der Aufruhr von sämtlichen Frauen, dass wir weder berechnend zögern, noch unglaubliche Behauptungen aufstellen, geschweige denn uns eine strategische Missachtung gesunden Menschenverstandes vorwerfen lassen und sehr wohl über ein Gewissen verfügen??!!!
Ich denke, es ist an der Zeit – und zwar allerhöchste Zeit, dass wir wieder etwas achtsamer mit unseren Worten umgehen. Einerseits mit denen, die wir selbst verwenden, und uns hier auch immer wieder selbst zuhören, was wir sagen und wie weit wir andere damit abwerten oder verletzen. Und andererseits jenen, denen die Abwertungen derer sie sich bedienen manchmal gar nicht mehr bewusst sind, sofort eine Rückmeldung gegeben wird und zwar ein deutliches Stopp!
Ignorieren bewirkt bei den anderen nur, dass sie sich im Recht fühlen und immer weniger spüren, dass sie anecken. Anecken bedeutet eben auch, gegen Ecken und Kanten zu stoßen, weil da andere sind, die eine andere Sichtweise haben und so viel Zivilcourage haben, dass sie auch wagen zu widersprechen und Grenzen zu setzen „entschuldige, da bin ich nicht deiner Meinung, das sehe ich anders“.
Mit dem Setzen von Grenzen ergibt sich meist auch eine Diskussion. Und wie sagte mein Ex-Lebensgefährte vor ein paar Tagen zu mir „Du hast mit mir diskutiert und wolltest, dass ich mich ändere. Für mich bedeutet diskutieren, den anderen in seinem Verhalten besser verstehen zu können.“
Das gab mir zu denken…und ich bin dankbar, so einen weisen Mann immer noch in meinem Leben zu haben.