Susanne Strobach
Weihnachten – Zeit der Wünsche…
Kinder schreiben Wunschbriefe ans Christkind oder den Weihnachtsmann.
Mittels Email, SMS oder vielleicht auch noch schöner Weihnachtskarten wünschen wir anderen ein gesegnetes Weihnachtsfest, ein gutes Neues Jahr, Glück und Gesundheit.
Wünschen….erträumen….sich Hoffnung machen auf….jemanden herbeiwünschen….sich alte Zeiten zurückwünschen….einen Wunsch hegen….
Was wünschen Sie sich für sich SELBST?
In meinen Seminaren frage ich meine TeilnehmerInnen oft, wann sie glücklich sind? Hier ein paar Antworten:„wenn die Sonne scheint“, „wenn die Familie zusammen ist“, „wenn ich ein gutes Buch in Ruhe lesen kann“, „wenn ich im Tiefschnee einen Hang hinunterfahre und die Sonne scheint“, „wenn Feierabend ist“, „wenn ich im Urlaub bin“, „wenn ich meine Lieblingsmusik höre“ ….
Für all diese „Glücksmomente“ braucht es aber immer die äußeren Rahmenbedingungen – den Sonnenschein, das Buch, den Urlaub, den Schnee….
Matthieu Richard definiert Glück als „das tief empfundene Gefühl eines auf inneren Reichtum, ja Überfluss beruhenden Wohlbe-findens, das einem besonders gesunden Geist entspringt. Es ist nicht einfach nur ein angenehmes Gefühl, eine flüchtige Emotion oder Stimmung, sondern ein nicht zu übertreffender Seinszustand. Ein tief im Inneren gründender emotionaler Gleichgewichtszustand.
Alan Wallace definiert Glück als „Grundeinstellung des Geistes. Wenn der Geist ruhig und klar wird, kehrt er in seinen Urzustand zurück und dieser ist Glück.“
Und Glück ist „lernbar“! In unserem Gehirn gibt es 100 Mrd Nervenzellen und jede verbindet sich mit bis zu 10.000 anderen! Im Laufe unseres Lebens lösen sich die Verbindungen wieder auf, die wir nicht (mehr) benützen.
Umso wichtiger ist es, den Fokus auf das zu legen, was uns gut tut, wovon wir mehr erleben wollen.
Die Basis von Glück ist Zufriedenheit. Zufriedenheit sorgt für den Botenstoff Serotonin in unserem Gehirn, dieser sorgt u.a. dafür, dass wir besser schlafen. Zufriedenheit kann durch bewusst gesteuertes Denken erhöht werden.
Gehören Sie zu den Menschen, die das Glas halbleer sehen im Gegensatz zu Menschen, für die es immer halbvoll ist? Beides ist richtig. Mit Achtsamkeit nehmen Sie die Haltung „Beobachten ohne zu bewerten“ ein. Dann ist es egal, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist.
Glückscoach Heide-Marie Smolka (www.glueckstraining.at) weiß, „das große Glück liebt die kleinen Dinge.“ Viele kleine Glücksmomente sind für das Gehirn wichtiger als ein großer. Es kommt nämlich mehr auf die Häufigkeit an, als auf die Intensität!
Und schon Vorfreude lässt das Dopamin ansteigen, unabhängig davon, ob eine erwartete Situation dann auch eintritt oder nicht.
Nach Glück muss man nicht streben, man muss es nur zulassen!
Doch was, wenn an manchen Tagen wirklich alles schief läuft, der Stress Sie im Würgegriff hat und die ganze Vorweihnachts-depression über Sie hereinbricht? Wenn kein bisschen kleines Glück in Sicht ist?
Auch dafür hat Achtsamkeit die Tasse Tee für die Seele: Achtsames Selbst Mitgefühl (Mindful Self Compassion).
Uns allen wurde Selbst-Kritik in die Wiege gelegt.
Stellen Sie sich vor, Sie kommen morgens ins Büro und Ihre Kollegin sagt: „Du sollst gleich zum Chef kommen!“ – Was ist Ihr ERSTER Gedanke?
Meistens ist es: „Was habe ICH falsch gemacht?!“
Beobachten Sie sich in Zukunft dabei, wie oft am Tag Ihnen solche Gedanken kommen!
Warum grüßt mich die Kollegin heute nicht? – Was habe ich falsch gemacht? Wer hat etwas Schlechtes über mich erzählt? Was hat sie gegen mich?
Diese inneren Dialoge führen wir alle von Zeit zu Zeit!
Und das einzige, was uns diese Selbstkritik bringt, ist das Gefühl der Angst, das Gefühl wertlos zu sein UND die Illusion, Dinge unter Kontrolle zu haben.
Nichts davon trifft zu.
Das, was uns wirklich hilft, uns gut zu fühlen, das einzige, das wir in Situationen, wo sich alles gegen mich verschworen hat, wo mir alle auf die Nerven gehen, wo nichts so gelingt, wie ich es haben möchte, wirklich hilft, ist: Selbstmitgefühl.
ZUERST achte ich auf MICH. Und ich stelle vielleicht fest, heute ging einiges schief. Ich stelle fest, das lässt mich an mir und meiner Kompetenz zweifeln. Ich stelle fest, es macht mich traurig und unsicher. Ich stelle fest, ich habe gerade mehr zu bewältigen, als ich glaube schaffen zu können.
Ich beobachte nur, welche Gefühle gerade da sind: Trauer, Scham, Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Resignation, …
Ich beobachte, wo im Körper diese Gefühle Resonanz erzeugen.
Und ich beobachte ohne zu bewerten. Ich umsorge mich selbst.
Selbstmitgefühl bedeutet, in den Momenten, in denen wir leiden, für uns selbst so zu sorgen, wie wir es für einen geliebten Menschen tun würden.“ (Kristin Neff)
Selbstmitgefühl verstärkt unser Erleben von positiven Gefühlen. Je mehr Mitgefühl Menschen für sich empfinden, desto zufriedener sind sie mit ihrem Leben, desto verbundener fühlen Sie sich mit anderen Menschen, desto höher ist ihre emotionale Intelligenz, ihr Glücksempfinden, ihr Optimismus, ihre Weisheit und ihre Neugierde (Barnard & Curry 2011, Neff, 2012).
Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass Selbstmitgefühl mit deutlich gesteigertem emotionalen Wohlbefinden und erhöhter Widerstandsfähigkeit einhergeht.
Im Gegensatz zum Selbstwert, der stark auf Anerkennung von anderen beruht, motiviert und ermutigt uns Selbstmitgefühl von innen heraus auch nach einem Misserfolg, unser Ziel zu verfolgen und uns zu verbessern (Breines et al., 2012). Es erlaubt uns, unsere Probleme klar zu sehen, uns unsere Schwächen einzugestehen (Leary et al., 2007) und im Einklang mit unseren Werten unser Potenzial zu entfalten – ohne Angst zu versagen (Neff et al., 2005).
Es fällt selbstmitfühlenden Menschen leichter, eine Diät einzuhalten (und einzelne Ausrutscher zu genießen :)) (Adams & Leary, 2007) und machte es Probanden leichter, mit dem Rauchen aufzuhören als wenn sie ihre Gedanken über das Rauchen reflektierten. (Kelly et al., 2009)
In der Partnerschaft zeigen selbstmitfühlende Menschen mehr emotionale Verbundenheit und Akzeptanz, fördern den Partner in dessen Selbständigkeit (Neff & Beretvas, 2012), gehen besser mit Konflikten um und sind zufriedener mit ihren Beziehungen (Yarnell & Neff, 2012). Selbstmitgefühl scheint auch gegen Burnout in helfenden Berufen zu schützen (Barnard & Curry, 2012).
„Damit jemand echtes Mitgefühl für andere entwickeln kann, muss man zuerst ein Fundament haben, auf dem man Mitgefühl kultivieren kann. Dieses Fundament ist die Fähigkeit, sich mit den eigenen Gefühlen zu verbinden und sich um sein eigenes Wohlergehen zu kümmern… Fürsorge für andere bedarf Fürsorge für einen selbst." (Der 14. Dalai Lama)
In diesem Sinne gehen Sie gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit liebevoll mit sich selbst um!