Österreichs Beitrag für die Zukunft: Luft

„Prossima fermata, next stop: Rho Fiera Expo 2015” ertönt es aus dem Lautsprecher des Zuges. Nach ein paar Metern die Taschenkontrolle, ein Fußweg über eine lange, zum Glück überdachte und daher Schatten spendende Brücke und wir sind am Ziel. Da liegt es vor uns: das Expo-Gelände! Und es ist wirklich ein Erlebnis! Von 1. Mai bis 31. Oktober 2015 präsentieren hier in Mailand 145 Länder und 12 Internationale Organisationen ihre Antworten auf die weltweite Ernährungsfrage, dazu gibt es fünf Themenbereiche wie einen Biodiversity Park und einen Future Food District und 9 Cluster Pavilions, die unter anderem Kaffee, Schokolade, Reis und Gewürze erlebbar machen.

„Is it possible to ensure sufficient, good, healthy and sustainable food for all humankind?“  Können wir in der Zukunft ausreichende, gesunde und nachhaltig produzierte Ernährung für alle Menschen sicherstellen? Dieser Fragestellung der EXPO 2015 in Mailand haben sich 145 Länder gewidmet. Ein hochbrisantes Thema. Da war ich natürlich auch sehr gespannt, welchen Beitrag Österreich dazu leistet.

Inspirationen

Das Königreich Bahrain zum Beispiel präsentiert sich mit einem strahlend weißen Pavillon mit geschwungenen schattigen Wegen, in dem sämtliche Früchte seines Landes blühend und Früchte tragend wachsen – Feigen, Kaktusfrüchte, Granatäpfel, Datteln, Bananen, Papaya, Weintrauben, Zitronen, Oliven.

Die USA hat sich Gedanken über „vertical farms“ gemacht und an den Seitenwänden ihres Pavillons Beete mit Erdbeeren und Gemüse angelegt. Die Wandelemente sind beweglich und können sich der Sonne zu- oder abwenden.

Auch Israel sieht seine „fields of tomorrow“ auf den Dächern platziert.

Aserbaidschan wiederum scheute technisch keine Mühe um sensationell und für alle Sinne erlebbar darzustellen, was und wieviel im Land angebaut wird, wie es verarbeitet wird und wieviel wovon exportiert wird.

Österreich: eine Enttäuschung

Was hat Österreich zu bieten? Immerhin liegt „unser“ Pavillon bedingt durch die vielen kulinarischen Verlockungen rechts und links des Weges einen mehrstündigen Fußmarsch vom Eingang entfernt. Werden wir einen Beitrag von Hanni Rützler sehen? Der Ernährungsexpertin und Food-Trendforscherin, die seit Jahren den Food-Report veröffentlicht und – immer neugierig am Forschen – kein Ernährungsexperiment auslässt, selbst wenn es Insekten sind (www.futurefoodstudio.at ). Werden wir in Österreich auf Kühe treffen, die für die gute Qualität unserer Milch- und Käseprodukte stehen? Oder auf Wein- und Schnaps-Produkte? Bienenstöcke? Vielleicht einen Teich mit Fischen? Hühner? Ein Muster-Getreidefeld?

Tja, nichts dergleichen! Österreichs Beitrag zum Thema ERNÄHRUNG lautet: Breathe Austria! Atme Österreich! Man geht leicht bergauf durch einen Wald, am höchsten Punkt wartet ein kleiner Imbissstand und auf der anderen Seite geht es bergab, vorbei an quallenartigen Wesen in Schaukästen, die mangels Luft immer wieder in sich zusammenfallen. Gut, es ist angenehm kühl in diesem Wald und man kann seine Trinkflaschen bei Wasserspendern auffüllen. Aber bitte wo ist der Bezug zum Thema „Ernährung“? Vor Ort gibt es nicht viel Erklärung zu der Wahl dieser Umsetzung, die Flyer in deutscher und englischer Sprache sind am 30. Juli bereits aus und nur mehr auf Italienisch erhältlich.

Zu Hause lesen wir nach, dass hinter dem Projekt ein Grazer Architekt steht, der mittels Hightech (Ventilatoren, die kleinste Wassertröpfchen versprühen) das Wunder vollbracht hat, auf den vorhandenen 560m2 die Temperatur um 5-7 Grad abzukühlen (normaler Weise wäre dafür ein Wald in der Größe von 3 Hektar nötig). Wirklich ein erfrischender Beitrag und sicher wert in die Welt getragen zu werden, wir fragen uns nur: Was bitte hat das mit Ernährung zu tun?  Und wer wählt solche Beiträge aus, die unser Land zum Thema Ernährung präsentieren? Immerhin erwarten die Veranstalter bis zum Ende der Ausstellung 20 Millionen Besucherinnern und Besucher…  Wir finden: eine glatte Themenverfehlung!

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fischundfleisch

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Claudia Weber

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