Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser. Dowerjai, no prowerjai. Das sagten sich alle kommunistischen Diktatoren von Lenin bis Mao. Sie würden Augen machen, wenn sie wüssten, was heute möglich ist, um die totale Kontrolle über die Bürger zu erhalten.

China möchte bis 2020 ein System aufbauen, das das Verhalten seiner Bürger anhand ihrer Spuren im Internet bewertet. Das Ziel: Der perfekte autoritäre Staat.

Gerade reist Außenminister Sigmar Gabriel zu seinem Antrittsbesuch nach China und könnte sich dort mal erklären lassen, wie man Menschen im digitalen Zeitalter zu ordentlichen Staatsbürgern erzieht. China arbeitet nämlich mit Hochdruck an seinem sogenannten "Sozialkreditsystem". Dafür werten die chinesischen Behörden Daten aus, die Bürger im Netz hinterlassen. Wohlfeiles Verhalten wird belohnt, wer die Regierung kritisiert oder Schulden nicht zurückzahlt, wird bestraft. Kolumnist Erik Heinrich hat sich das mal genauer angesehen. (23.05.2017)

750 Kilometer südlich von Peking liegt die Stadt Xuzhou. In einem gläsernen Hochhaus sitzt der chinesische Software-Riese Kingdee. Experten entwickeln hier eine Software-Plattform für das chinesische Sozialkreditsystem. Die zentrale Funktion dieser Plattform ist das Sammeln aller Daten der öffentlichen Verwaltungen und Institutionen.

Die angeschlossenen Behörden senden über die Plattform Informationen über ihre Bürger: Familienstand, Strafregister, Verkehrsdelikte, Kredithistorie, Informationen der Finanzbehörden und der Sozialkassen.

Das passiert gerade überall in China. Mehr als die Hälfte der Lokal-Regierungen seien dabei, so ein System aufzubauen. Manche schneller, manche langsamer. Rongcheng war eine der ersten Städte, die sich damit befasst haben. Andere sind noch in der Planungsphase.

Ein System der Bewertung, Bestrafung und Belohnung für die Bürger.

"Für die Stadt Rongcheng haben die Entwickler die Bewertungsskala A, B, C, und D eingeführt," erklärt IT-Spezialist Zhang Chengwei. "Diejenigen mit der Bewertung A stehen auf der Roten Liste, die anderen auf der Schwarzen Liste. Die aus der Roten Liste werden bevorzugt behandelt, zum Beispiel bei Zulassungen für Schulen, bei sozialen Leistungen und auch bei Versicherungen. Die aus der C-Gruppe werden täglich kontrolliert. Sie bekommen schriftliche Hinweise über bestimmte Einschränkungen. Das kann etwa die Kürzung von sozialen Hilfen sein. Die unterste Klasse ist D. Diese Leute dürfen keine Führungspositionen mehr besetzen, bekommen Leistungen gestrichen und haben keine Kreditwürdigkeit mehr."

Die Führung in Peking möchte ihre Bürger zu moralisch-einwandfreien Bürgern erziehen. Das chinesische Big Data Projekt ist in Größe und Ausmaß weltweit konkurrenzlos. Kein anderes Land treibt es so radikal voran, seine Bürger im digitalen Zeitalter zu kontrollieren.

pixabay

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