Der zukünftige 'Weltstromschalter' soll seinen Sitz in Peking haben

Manchmal kommt auch ein informierter Mensch aus dem Staunen nicht heraus. Milliardendeal: China baut ein gigantisches Weltstromnetz. So titeln einige Medien. Man ist von China einiges gewohnt. Im Sauseschritt präsentiert dieses Land atemberaubende Innovationen und Testversuche wie neuerdings den Zug, der nicht mehr anhalten muss:

https://www.businessinsider.de/neues-chinesisches-konzeptvideo-der-zug-der-nicht-anhaelt-2016-10

Das 'Weltstromnetz' schlägt jedoch alle bisherigen Rekorde, weil es konträre Botschaften in die Welt sendet.

Die negative Botschaft: Wer den 'Weltstromschalter' in der Hand hat, beherrscht die Welt. Ohne Strom läuft gar nichts. Der 'Weltstromschalter' soll seinen Sitz in Peking haben. Von dort aus sollen sich UHV-Leitungen (Ultrahochspannung) über den gesamten Erdball ziehen. Fertigstellung: 2050

Die positive Botschaft: Durch die interkontinentale Stromversorgung sinken die Herstellerpreise und dadurch auch die Verbraucherpreise. Strom für 7 Milliarden Menschen wird um einen weit günstigeren Preis zu haben sein. Derzeit betreiben manche Energieanbieter Wucher auf Kosten ärmerer Menschen, die oft ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/13020/umfrage/strompreise-in-ausgewaehlten-laendern/

https://www.energie-winde.de/wind-und-wende/details/strompreise-im-vergleich.html

Die Vision eines Weltstromnetzes, das die Kontinente verbindet, enstand 2016 im Kopf von Zhenya Liu, dem Präsidenten der State Grid Corporation of China (SGCC), einem Energieunternehmen, das fünf Tochtergesellschaften hat, knapp eine Million Mitarbeiter (Stand 2015) und einem Jahresumsatz von 315 Milliarden USD.

https://de.wikipedia.org/wiki/State_Grid_Corporation_of_China

Unterstützung bekommt Zhenya Liu von höchster Stelle, von Präsident Xi Jinping. Dieser begründet das Unternehmen mit einer gleichmäßigeren Verteilung des Wohlstandes, womit wohl eben auch die günstigeren und vor allem die weltweit gleichen Preise gemeint sind.

Das klingt vorerst nicht schlecht, birgt aber auch unendliche Gefahren, wenn ein Land zukünftig auf die verheerende Idee käme, den gutmütigen Drachen zu reizen, indem es sich zum Beispiel in seine Politik einmischt oder übel über ihn redet.

2012 gab die Regierung in Lissabon bekannt, dass die SGCC um den Kaufpreis von 287 Milliarden Euro mit 25% am Aktienkapital des portugiesischen Energieversorgungsunternehmen Redes Energéticas Nacionais einstieg. Dies war der Anfang. Seitdem greift China nach Europas Stromnetzen und nicht nur nach diesen. Der Einkauf in regionale Stromnetze geht weltweit hurtig voran: Chile, Brasilien, Russland, Portugal (schon erwähnt), Nigeria, Südafrika, Pakistan, Australien, Philippinen... Australien trat wegen 'nationaler Sicherheitsbedenken' vom Deal vorerst wieder zurück und hat aus Angst vor Chinas Einfluss ein Gesetz gegen 'chinesische Einmischung' auf den Weg gebracht. Dem Streit ging 'Einmischung' der Australier in Chinas Politik im Südchinesischen Meer voraus.

Januar 2018:

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltpolitik/939167_China-zeigt-Australien-seine-Muskeln.html

Februar 2018:

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/widerstand-in-australien-gegen-china-15445210.html

Mai 2018 (Vorsicht! Clickbaiting!)

https://www.businessinsider.de/chinese-beeinflusst-in-australialien-die-medien-2018-5

Juni 2018:

https://www.heise.de/tp/features/Australien-verabschiedet-Gesetze-gegen-auslaendische-Einmischung-und-Beeinflussung-4095169.html

Seit 2014 zeigt China Interesse am Berliner Stromnetz, die Belgier ließen vorerst den Deal platzen:

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/netzbetreiber-50hertz-chinesen-scheitern-beim-einstieg-ins-deutsche-stromnetz/21107306.html

Doch nun gibt es einen zweiten Anlauf:

https://www.ma-dialogue.de/gelingt-sgcc-doch-der-einstieg-bei-50hertz/

Die Verwirklichung der Vision eines Welstromnetzes erfolgt in drei Schritten:

Schritt 1: Bis 2020 Einkauf in regionale Netze und regionale Vernetzung

Schritt 2: Bis 2030 Ausbau der erneuerbaren Energien

Schritt 3: Bis 2050 interkontinentale Vernetzung

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/china-treibt-globales-stromnetz-voran-a-1211629.html

Über die elementare Bedeutung und mögliche Bedrohung eines 'Weltstromnetzes' in chinesischer Hand könnte man lange sinnieren.

Die UHV-Technologie wurde bereits 2007 als Stromübertragung der Zukunft angesehen. Es fand diesbezüglich eine internationale Konferenz in Peking statt. Offensichtlich hat niemand außer China das nötige Geld und den Ehrgeiz, diese Technologie zu entwickeln.

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20070803_OTS0010/uhv-neue-technologie-verspricht-unterstuetzung-bei-der-deckung-des-kuenftigen-strombedarfs

Siemens in China:

https://www.energy.siemens.com/hq/de/energy-themen/energy-stories/kleinste-einheit-gigawatt-nachhaltige-energie-fuer-china.

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robby

robby bewertete diesen Eintrag 23.07.2018 18:41:26

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