Jerusalem Post
Eines gleich vorweg: Mit 'Endzeit' ist kein Weltuntergang gemeint, sondern das Ende einer Epoche mit anschließender Erneuerung. Epochen enden immer wieder. Es wäre traurig, wenn es nicht so wäre, denn dann könnte sich nie etwas erneuern. Je gründlicher die Erneuerung war, je fester das Fundament gebaut wurde, desto länger dauert eine Epoche an. Sie überdauert dann auch gerne die Zeit, wie man so sagt, oder: Sie hat keine festgeschriebene Zeit. Wenn die Zeit sich erfüllt, wie es in den alten Schriften formuliert wird, dann hatte die Epoche aus den verschiedensten Gründen zu Beginn bereits ein Ablaufdatum. Amerikas Herrschaft war nicht von epochalem Ausmaß, sondern ist Teil der christlich-imperialistischen Epoche (gewesen), die mit der Ausrufung des Christentums zur römischen Staatsreligion am 27. Februar 380 begann und am 11. September 2001 endete. (Ja, der 11. September 2001 ist als einschneidende Zäsur zu betrachten, auch wenn sich die westlichen Historiker darüber uneins sind!)
Theodosius I. hat aus seiner Sicht richtig gehandelt, er verband Judentum und Christentum mit der griechisch-römischen Kultur. Hat Theodosius I. aber wirklich richtig gehandelt oder war sein Handeln nur ein plumper, politischer Schachzug gegen das Urchristentum, welches damals eine jüdische Sekte war, und gegen das etablierte Judentum? Denn die Juden, die nicht an die jüdische Sekte glaubten, wurden durch die Veränderungen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.
Es gibt nach wie vor messianische Juden, die an Jesus als ihren Erlöser glauben und gleichzeitig die jüdischen Traditionen pflegen. Das ist eine einmalige Sache und sie schafft Irritationen. Wie wäre die Geschichte der Juden ausgegangen, wenn die Römer den Erlöser der Juden nicht für sich vereinnahmt hätten? Hätte es jemals eine Judenverfolgung und einen Holocaust gegeben, wenn die Römer sich nie mit Hilfe eines Plagiats zu (falschen) Christen erklärt hätten? Darüber sollte man nachdenken! Das Argument, dass die Juden Jesus ohnehin nicht anerkennen, greift zu wenig, da die Entwicklung des Urchristentums ohne die Einmischung der Römer vermutlich einen anderen Verlauf genommen hätte. Man kann die Geschichte leider nicht zurückdrehen, aber man kann mit der Einsicht seiner Schuld die Koffer packen und die Weltbühne verlassen.
Das Wettrennen um den Messias haben die Juden verloren, weil es die Christen gewaltsam für sich entschieden haben: Sie haben die Juden verfolgt, unterdrückt und ermordet. Wozu war das nötig? Warum war ein Martin Luther gegen Ende seines Lebens voller Hass auf die Juden? Auch er, der Herr Luther, hat sich mit jüdischem Gedankengut falsche Lorbeeren verdient!
Noch immer warten viele Juden sowohl auf den Messias als auch auf den Moschiach. Sie werden nicht weniger an Zahl und sie müssen besonders gut auf die Zeichen achten, denn beide Erlöser kommen in verschiedenen Aufmachungen. Der eine, der christliche, kommt wie ein Dieb in der Nacht: "Siehe, ich komme wie ein Dieb (in der Nacht). Selig ist, der da wacht und hält seine Kleider, daß er nicht bloß wandle und man nicht seine Schande sehe." (Offenbarung 16:15) Der andere, der jüdische, kommt offen und sichtbar. Er wird glanzvoll den Tempel in Jerusalem neu errichten und den Frieden bringen, nicht das Endgericht.
Geschichte hat viele Facetten. Es erregt das Gemüt, dass die Palästinenser seit 60 Jahren schikaniert werden. Aber es erregt das Gemüt noch mehr, dass mit Hilfe eines christlichen Plagiats so viel Unheil in der Welt angerichtet werden konnte.
Unter diesem Aspekt erscheint Donald Trump fast wie ein Held oder gar wie ein messianischer Vorreiter, wenn er Jerusalem 'den Juden zurückgibt.' Ein Zurückgeben im historischen Sinn ist das sicher nicht. Von einem 'jüdischen Volk' zu reden, ist wissenschaftlich fraglich. Hierfür fehlen die Beweise. Das ist in dem Fall aber irrelevant. Wahr ist, woran in religiöser Hinsicht geglaubt wird. Es ist das Werk hassender Christen gewesen, dass sich durch lange Zeit die Sehnsucht der Juden in aller Welt auf Jerusalem bezog und sich an dieser Stadt entzündete. "Next year in Jerusalem!" Das war ihre Hoffnung. Das war ihr Freudenruf. Brennen für Jerusalem!
Nun kommt ein Christ des Weges, voll der Makel, geächtet von der halben Welt, und macht gut, was alle Christen vor ihm nicht gut gemacht haben. Er hat diesen Mut, diese scheinbar unbegrenzte Zuneigung zu Israel. Das grenzt an ein Wunder. Und die Welt versteht es nicht. Dabei muss man sich diesen Mann nur ansehen! Seine Lieblingstochter ist zum Judentum konvertiert. Was glaubt die Welt? Und waren es wirklich die Russen, die diesen unmöglichen Präsidenten an die Macht gepusht haben?
"Mister Trump, Sie begehen einen schweren, historischen Fehler!" lautet die Anklage aller Staaten außer Israel. Ob sich ein Richter finden wird, der ein Verfahren eröffnen wird? Oder wird es vielmehr so sein: “Dann wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer mit Wasser gefüllt ist.”
Nach den jüdischen Schriften soll der Moschiach vor dem jüdischen Jahr 6000 kommen. Wir schreiben jetzt das Jahr 5778.
(Daliah Lavi ist leider im Mai 2017 verstorben.)