Rechts ist vorbei, links kommt

Mit Staunen las ich dieser Tage die Behauptung, dass 'die Rechten' (gemeint sind alle Rechten, die rechter als Mitte rechts sind) groß im Kommen seien. Sie würden demnächst ihre fulminanten Siege einfahren.

Alles anderes als das verheißt jedoch die politische Realität. Würde der totale Rechtsruck es schaffen, Europa in seine Hand zu bekommen, dann hätte er es in jüngster Vergangenheit geschafft.

Nun sind seine Tage aber vorbei. Gott sei gedankt!

Warum man Gott danken muss? Aus diesem Grund: Der totale Rechtsruck hätte die Entwicklung der Menschheit aufgehalten. Er hätte die neuen Geistesströmungen unterbunden, derer die Menschheit bedarf, um weitergehen zu können. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er aus Europa auch eine Festung geformt, verbunden mit allen Irrwitzigkeiten, die daraus resultiert hätten.

So chillig es einerseits sein mag, in einer Festung zu leben, in der es keine Störungen gibt, so rückständig ist es auch.

Der Mensch des 21. Jahrhunderts braucht für seinen Fortschritt die ungebrochene Interaktion mit anderen Völkern und Kulturen, den fortwährenden Austausch, die lebendige Kommunikation, nicht virtuell, sondern real, face to face, ganz gleich, von welchen Problemen anfangs diese Entwicklung begleitet sein wird. Da müssen wir eben durch! Probleme sind zum Lösen da. Umbruchszeiten sind immer schwierige Zeiten. Wenn alte Systeme gehen und neue kommen, kennt sich der Mensch nicht mehr aus und wird mutlos. Einige verzweifeln sogar. Das kann dann zu unschönen Exzessen führen.

So unschön und so schwierig kann es jedoch nicht mehr werden, damit die Kugel noch einmal heftig nach rechts rollen kann. Für die nächsten fünfhundert Jahre wird sie das nicht mehr tun.

Warum nicht? Weil China Welt(wirtschafts)macht wird, es teilweise schon ist.

Warum sollte die Kommunistische Partei Chinas, die knapp 80 Millionen Mitglieder hat und deren Vorsitzender Xi Jinping ist, auf dem Weg nach Westen ihren Erfolgskurs verlassen? Hierfür gibt es keinen vernünftigen Grund. Die KP hat China zu dem gemacht, was es heute ist: Eine Nation, die zu den Sternen strebt. Durch Fleiß und Disziplin, nicht durch Lügen und Kriege, ist das kommunistische China Weltmacht geworden - beansprucht aber diesen Titel gar nicht übermäßig für sich, peilt stattdessen eine multipolare Weltordnung an.

Wenn das nicht göttlich ist, was wäre dann göttlich? Eine Lügen-Nation, die die Welt in Schutt und Asche bombt?

China wird auf seinem Weg nach Europa viel von seiner roten Farbe abstreifen, aber sozialistisch wird es bleiben.

Es wird daher auch langsam Zeit, sich über die Liaison des chinesischen Kapitalismus mit dem Kommunismus den Kopf zu zerbrechen, darüber nachzudenken, wieso der chinesische Kommunismus letztendlich ein Erfolgsrezept war, der westliche hingegen nicht, und welche Grundideen ein neuer Sozialismus für Europa besitzen könnte.

Nationalismus? Sogar dieser hat im chinesischen Sozialismus Platz. Wie schaffen die Chinesen das?

Wahrscheinlich ist alles zu schaffen, wenn man nicht das Kainsmal auf der Stirn trägt? Mit diesem Kainsmal konnte der Westen zwar überleben, doch sobald ihm andere Völker in die Quere kamen, war es mit der Ruhe vorbei. Dann wurde zum Krieg gerüstet und alles zerschlagen und vernichtet, was dem eigenen Ansehen im Wege stand.

Heute weiß man, dass Kain ein Verräter an der Menschheit war. Er war das Trennende. Er zerriss die Familie, schaffte den Bruder auf die Seite, damit er alleine die Macht und das Ansehen hat. Von da an war die Familie nie wieder vollzählig.

Nun schreitet China wie der auferstandene Abel aus dem Nichts durch die Tür, nette, versöhnliche Worte auf den Lippen, von Frieden und gemeinsamen Ansehen sprechend, die Hand zu einem gemeinsamen Weg ausstreckend.

Kain ist zerknirscht, am Boden zerstört. Er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Wirr sind seine Anordnungen, impulsiv ist sein Auftreten. Er fühlt sich in die Enge getrieben wie ein Raubtier in einem Käfig. Was kann er tun?

Gestern war Abel noch tot. Heute steht er plötztlich im Raum und ist reich. Wie konnte das geschehen?

Die Familie in Europa hat es längst begriffen: Sie will keine Kriege mehr und freut sich über die Ankunft Abels. Sie schaut Kain jetzt genau auf die Finger. Sie lässt sich Abel nicht mehr nehmen. Die Familie hofft, dass Kain zur Einsicht gelangt und dass die Brüder sich versöhnen...

pixabay

3
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
2 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

alf2015

alf2015 bewertete diesen Eintrag 12.05.2017 09:29:51

Kollege V.

Kollege V. bewertete diesen Eintrag 11.05.2017 22:13:07

Anais

Anais bewertete diesen Eintrag 11.05.2017 18:07:53

28 Kommentare

Mehr von susi blue