Soziale Gerechtigkeit von rechts? Wie soll das gehen?

Wer daran glaubt, glaubt wohl auch, dass der Storch die Kinder bringt? (Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, wenn jemand darauf eine gescheite Antwort hat.)

Seit jeher steht 'rechts' für Wirtschaft, für Großkapital, für Geldfluss, für Unterstützung der Reichen und Wohlhabenden, für Gesetze zugunsten der besser Verdienenden, der Bessergestellten, der Arbeitgeber, nicht der Arbeitnehmer. Der politisch rechts stehende Mensch ist ein Klassendenker und schaut auf die ärmere Bevölkerung eher herab als dass er ihr helfen würde.

Die Armut hat inzwischen weite Teile unserer europäischen Gesellschaft erfasst, hat ihre Klauen auch nach dem Mittelstand ausgestreckt. Wie ich schon einmal geschrieben habe, stellen sich immer mehr Spanier und Griechen vor den Suppenküchen an. Die Armut wird die südlichen Länder zuerst erdrücken, dann kommt der Norden an die Reihe. Der noch Reiche, Wohlhabende wird sich bald fürchten müssen, einem bitter Armen zu begegnen. Hunger und Verzweiflung können stark machen, sehr stark. Nicht die 'Islamisten' werden den Europäer töten, sondern die Armen werden es tun, die Geprellten, die Betrogenen. Sie fahren nicht mit einem Lastkraftwagen in eine Menschenmenge, nein, sie lauern hinter jeder Ecke, um sich zurückzuholen, was ihnen gestohlen und geraubt wurde.

https://www.trend.at/news/international/suedeuropa-im-wuergegriff-hunger-armut-367844

https://deutsch.rt.com/europa/54159-italien-armut-innerhalb-von-zehn-verdreifacht/

Man kann durchaus verstehen, dass in einer Zeit wie dieser rechts gewählt wird, aber es ist kurzsichtig. Es ist kurzsichtig, ungeschickt, gemein, dumm und böse, in solch einer Krisenzeit tatsächlich rechts zu wählen. Tatsächlich. Viele sagen bloß aus Zorn oder Trotz, dass sie rechts wählen werden und tun es dann doch nicht.

In einer Zeit wie dieser rechts zu wählen, gibt unserer Gesellschaft den letzten Rest, den Todesstoß. Die Unbelehrbaren, die nur bis zu ihrer Nasenspitze sehen und denken, die nur ihren Egoismus befriedigen wollen ("bitte, nur keine Migranten!" ), werden es noch früh genug erleben. Keine zwei bis drei Jahre wird es dauern, bis sich der folgenschwere Irrtum wie eine graue Decke über Österreich legen wird. Wo nichts zu retten ist, kann nichts gerettet werden. Eine politische Lösung gibt es nicht mehr. Unsere Ära geht zu Ende. Dieser Tatsache muss man endlich ins Auge blicken und man muss die Zukunft völlig neu andenken. Es gibt in der Zukunft keine Roten, Grünen, Schwarzen, Blauen mehr. Das ist eine altmodische Klassifizierung, die auf der Strecke bleibt.

Mit Rot und Grün war zuletzt auch kein Staat mehr zu machen, das weiß man. Ein Tölpel wäre, wer dies leugnet. Dennoch war es falsch, rechts zu wählen, grundfalsch. Richtig wäre es gewesen, gar nicht oder weiß zu wählen, um die Politik insgesamt in die Knie zu zwingen. Kein Schwarzer ist besser als ein Roter und umgekehrt. Die Roten und Grünen haben sich von ihren Idealen entfernt, weil in der Europäischen Union - und überhaupt - nur noch das Geld zählt. Auch das kann man nicht ändern. So ist das eben, wenn der Kapitalismus (des Westens) endet. Er räumt noch ein letztes Mal kräftig ab. Alle sind ihm hörig, sind ihm verfallen. Der kleine Mann baut noch schnell ein großes Haus. Er hofft, Betongold könnte ihn noch reich machen, jetzt, wo alles den Bach hinuntergeht. Wie töricht! Wer wird ihm sein Haus noch abkaufen, wer wird es noch mieten, wenn niemand mehr zu essen hat?

Sie alle lässt die Gier noch einmal aufleben, wenn sie an das große Geld denken. Nur ein einziges Mal noch! Einmal noch im Geld baden, das man nicht hat, einmal noch mit dem Porsche in die Stadt fahren, der der Bank gehört, einmal noch eine riesige Party im Eigenheim steigen lassen, für welches man sich zwanzig Jahre der Bank verpflichtet hat. Einmal noch reich sein, bis der Teufel an die Tür klopft (...) und sich seine Seelen holt, Politiker und Banker zuerst, bitte! Denn wer mit dem Teufel gepokert hat, soll auch sein erstes Opfer sein! Die Luxusvillen, die Yachten mit den vergoldeten Cloklinken, die geheimen Konten mit den ergaunerten Millionen in der Karibik oder Südsee - all das wird verpuffen wie eine Seifenblase.

Unzählige Male hat das schon stattgefunden und es wird wieder stattfinden. Wann immer der Mensch glaubte, er wäre der Größte und nichts hielte ihn mehr auf, wurde ihm der Weg abgeschnitten. Man denke beispielsweise nur an Glanz und Niedergang der Medici in Florenz - eine grauenvolle Geschichte voller Intrigen und Verflechtungen, gestrickt aus grenzenloser Gier nach Geld und Macht.

https://www.welt.de/geschichte/article113840581/Die-Medici-globale-Investoren-mit-Killerinstinkt.html

http://www.historytoday.com/christopher-hibbert/rise-and-fall-medici-bank

Für Österreich, das nach rechts verrutschte, bleibt nur zu hoffen, dass die kontrollierenden Kräfte nicht gänzlich an die Wand gespielt werden. Leider ist keine Zeit für Rebellen, Trotzköpfe und Egomanen. Sie werden das Land nicht retten können. Nur kluge Köpfe, die ihr Ego in den Hintergrund stellen, können das Schlimmste verhindern. Wenn es sie gibt, dann könnte es mit ihnen eine Zeit des Stillstands und der Sammlung werden, nicht mehr und nicht weniger.

In zwei bis drei Jahren hat ein neuer, gänzlich anderer Kapitalismus den alten abgelöst. Kein Hahn wird dann mehr nach links oder rechts hin krähen. Der Hahn wird in der Mitte des Misthaufens stehen und geradeaus nach vorne krähen. Die letzten Schlafenden werden sich verdattert die Augen reiben und werden fragen: "Was? Ist es schon Zeit zum Aufstehen?"

Und der Hahn wird krähen und krähen...

pixabay

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Fischler

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Aron Sperber

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