Dann spricht man von Kollektivschuld. Dann sind die Unschuldigen mitschuldig, weil sie dem Kollektiv angehören. Sie tragen den Geist der Gruppe oder Gemeinschaft mit und werden mitverfolgt, mitverurteilt.
Das wird im höchsten Maß als ungerecht empfunden, aber ist es wirklich ungerecht? Müsste sich das Individuum nicht aus dem Gruppenverband lösen, wenn es erkennt, dass unter der Gruppenführung Verbrechen begangen werden?
Diese Frage hat sicher auch viele Bürger in der NS-Zeit beschäftigt. Hätte man damals verhindern können, dass heute 'die Deutschen' eine Kollektivschuld tragen, obwohl die heute lebenden Deutschen an den NS-Verbrechen gar nicht schuld sein können?
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Wenn in England unschuldige Bürger durch radikalisierte Moslems sterben, denkt man unwillkürlich: Eigentlich hätte es Toni Blair treffen müssen. Oder Winston Churchill. Oder einen von diesen kriegslüsternen Staatsmännern, die in der islamischen Welt morden haben lassen.
Die islamische Gesellschaft hat sich erst in den 1970er-Jahren grundlegend verändert. Gemordet en masse wurde schon viel früher.
Der Krug geht eben so lange zum Brunnen, bis er bricht.
Was kann ich tun, damit mich niemals ein Terroranschlag trifft? Was kann ich tun, damit ich nicht die Schuld der anderen tragen muss? Soll ich mir in Arabisch auf die Stirn schreiben, dass ich die Moslems nicht hasse, nie gehasst habe? Dass ich den Orient immer für eine faszinierende Welt hielt? Kann der Racheengel, der über Europa schwebt, das aus der Ferne lesen? Oder wird Gott mir helfen, dass es mich und meine Lieben niemals erwischt, weil ich im Innersten nicht schuldig sein kann?
Salman Abedi, libyscher Herkunft, hat sich vielleicht in die Luft gesprengt, weil der Westen Muammar al-Gaddafi ermordet hat? Wer weiß das schon? Mein ist die Rache! sprach der Herr. Dieser Rachegeist wurde uns Kindern Abrahams per angestammter Religion in die Wiege gelegt. Wir Juden, Christen und Muslime sind aus einem Holz geschnitzt, aus dem der Rache und des Hasses gegenüber Andersgläubigen, Andersseienden. Rassismus bestimmt all unser Denken und Tun. Bis zur letzten Stunde. Bis eine neue Welt aus der Wolkendecke hervorbricht.
Es ist uns gelungen, die Sippenhaftung abzuschaffen. Kein Sohn haftet mehr für die Gräueltaten seines Vaters.
Wir werden es auch schaffen, die Kollektivschuld für immer aus unserer Welt, der neuen, zu verbannen.
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