Am 18.Februar 1945 bei einem Luftangriff auf Wien weilte ich und die anderen Hausparteien im Keller unseres Wohnhauses, unter den Anwesenden war auch P.. Nach der Entwarnung fing auf einmal P. zu kommandieren an die Luftschutzsachen weg zu räumen, obwohl er weder Luftschutzwart noch irgendwie befugt dazu gewesen wäre. Da sagte ich zu einem Freund „Was ist das heute für ein Kommando?“. Das hörte P. und brauste gleich auf und schrie zu mir „Was willst denn Bürscherl kum aussi“. Ich sagte zu ihm „Aber lass‘ns mich in Ruh‘“ und wollte ihn zur Seite schieben, denn ich hatte die Hände voll mit Gepäck meiner Familie.

Da gab mir Peter einen Tritt in den Bauch und ein paar Boxhiebe ins Gesicht und schrie dabei „Du Judenpinkel willst mich stressen!“ Durch diese Beleidigung empört ließ ich mich zu der Äusserung hinreissen: „Das wird sich bald rächen!“ Das brachte P. noch mehr in Wut und griff zu seinem Revolver und schrie: „Geht’s weg ich schiess den Hund nieder!“

Er wurde dabei von Hausparteien zurückgehalten. (Fr. S., Fr.Z.) Darauf hin ging P. sofort zur Polizei und erstattete die Anzeige. In der Zwischenzeit liess er seinen Sohn (freiw. SS Mann) bei der Haustüre und den Reichsdeutschen S. (Kampfgruppe Göring) vor dem Fenster aufpassen. Eine halbe Stunde später wurde ich verhaftet und auf das Polizeirevier 133 gebracht. Dort wurde ich nach einem kurzen Verhör wo P. hönisch den dort amtierenden Angestellten sagte: „Frag’n s Ihm wer sein Vater war?“ über Nacht in Haft gehalten.

Am nächsten Tag wurde ich der Gestapo am Morzinplatz Abt 4 b 4 Stock überstellt. Nach einigen Prügeltouren wurde ich in den Keller geschaft. Dort verblieb ich bis am nächsten Tag, wo ich dann auf die Elisabethpromenade Zelle 9a 1 Stock gebracht wurde.

Bis 5.März 1945 blieb ich dort in Haft, am 5.März 45 wurde ich den Landesgericht I überstellt.

Dort bekam ich die Anklageschrift zu lesen wo mir „Zersetzung der Wehrkraft“ zur Last gelegt wurde. Dann kam ich in Haft Zelle 267 4terE.

Am 6.April 1945 wurde ich dann durch das rasche Fortkommen der roten Armee wie alle anderen Häftlinge entlassen.

Anfangs Dezember 1945 hatte P. noch die Frechheit bei Mutter vorzusprechen. Er wollte sich entschuldigen mit den Worten: „Schaun’ns machen wir das unter uns aus, und die Sache ist erledigt.“

Wien, den 16.März 1946

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