Blumen sprachen ohne Stimme und doch deutlich. Für die junge Frau hatten Blumen gewiss etwas Magisches. Etwas, das sie sich nicht erklären konnte. Blumen erfüllten jeden Raum mit Leben. Mit Licht. Sie konnte sich nicht satt sehen an ihrer Pracht. So wunderschön. Sie spendeten Liebe und Trost. Auch nachdem sie längst gestorben waren. Blumen hatten die Macht, auch noch im Tod wunderschön zu sein.
So, als könne ihnen selbst Gevatter Tod nichts anhaben. So, als sänke selbst die Ewigkeit ihr Antlitz vor so viel Liebreiz.
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Aber eine von ihnen übertraf sie an Anmut und Grazie. Es war die Edelste unter ihnen. Sie verführte mit ihrem Zauber. Fast fühlte man sich dazu bedrängt, vor Ehrfurcht sein Haupt zu verneigen. So majestätisch. Die Sinnlichste unter ihnen: die Rose.
Menschliches Blut war es, von dem sie sich nährte. Menschliches Blut war es, das sie forderte. Doch das war ein nur allzu geringer Preis, den fast alle zu zahlen bereit waren.
Es war der Preis dafür, dass man sich an ihrem Wesen ergötzen konnte. Der Preis dafür, ihrem Sein entgegenzutreten und sich an ihrem Wesen laben zu dürfen.
Blumen waren ein Geschenk des Lebens an sich selbst. Blumen waren ein Zeichen dafür, dass man den Tod nicht fürchten brauchte. Warum sonst hätte das Leben die Blumen erschaffen? Warum sonst so ein Meisterwerk, wie die Rose, erblühen lassen?
Blumen sind die universelle Sprache des Universums. Eine zeitlose Sprache. Blumen. Sie sind perfekt. Leben und Tod. Durch Blumen vereint. Es ist alles eins.
Claire nahm die Blumenschere und begann damit, einen neuen Blumenstrauß zu binden. Totenblumen. Und sie würde sich wieder Mühe geben. Wenn es das Leben verdient hat, dann umso mehr der Tod.
Sie hielt kurz inne in ihren Gedanken. Nein, es war nur das Windspiel. Es machte das, was alle Windspiele machten. Sie spielten mit dem Wind. Das konnte schon jemanden erschrecken.
Kommendes Frühjahr. Genau, so nahm sich Claire fest vor. Dann würde sie die Fenster tauschen lassen.
Unbeirrt durch das Windspiel saß ein Rabe draußen am Fenster. Neckisch spähte er durch das Fenster
Charles wusste nicht genau, wie oft er diese Straße schon entlang gelaufen war. Wie viele Nächte er nach der einen Straße gesucht hatte. Dem einem Platz. Jahr für Jahr. Dieser eine Tag. In dieser einen Nacht. Dieser eine Ort.
Dieser Ort, der sich so in sein Innerstes gebrannt hatte. Dieser Ort … den Weg dorthin hatte er schon längst vergessen. Diesen Weg, den er doch schon so oft gegangen ist. Als Begleiter.
Der einzige Fixpunkt im Leben ist der Tod. So war es schon immer.
© by Svea Kerling