Von unseren Nachrichtenmedien, exemplarisch etwa von der Berliner Morgenpost, wurde eine dpa-Meldung über einen tödlichen Auffahrunfall durch einen LKW verbreitet.

Das Ereignis ist von geringem Belang, es gibt weltweit täglich dutzende von Verkehrsunfällen mit noch mehr Verletzen und Toten. (Solche 'News' dienen vor allem als 'Klickköder' und weniger als Appell zum umsichtigeren Fahrverhalten.)

Dort ist dann zu lesen:

Ein Feuerwehrsprecher sagte dem Fernsehsender TVN24, er habe vorerst keine Informationen darüber, ob auch Kinder unter den Toten sind.

Vergleichbares liest und hört man im Journalismus öfter.

Die allgemein konsensfähige, geläufige These lautet: Wenn Kinder* sterben, ist das besonders tragisch.

[* im Säuglings- bis Präadoleszenzalter]

Und wenn es hieße:

Ein Feuerwehrsprecher sagte dem Fernsehsender TVN24, er habe vorerst keine Informationen darüber, ob auch Teenager unter den Toten sind.

Oder:

... , ob auch Senioren ...

... Menschen mit Behinderung ...

... Hochzeitspaare ...

... Eltern (von Säuglingen/Kleinkindern) unter den Toten sind.

(Die Varianten ließen sich, und dann noch durch Kombination, endlos fortsetzen: gehörloses, juvenil-reifes, lesbisches PoC-Elternpaar etc.)

Dann wäre die Leserschaft irritiert.

Die Frage nach Todesfällen bei Kindern allerdings soll ganz selbstverständlich besonders erheblich sein.

Erheblicher etwa als im Falle einer 19jährigen oder eines 35jährigen oder einer 82jährigen (mit Behinderung etc. ...)?

Der Nachwuchs, die Quintessenz des Lebens, unsere Zukunft, unser Glück etc. Dieser natürlichen 'Idee' widerspricht schmerzhaft, wenn Kinder sterben, was dann besonders beklagenswert sei.

Steht der Schmerz einer 9-Jährigen über den Verlust ihres geliebten Opas (56-jährig), der seines trauernden 85-jährigen Vaters, seiner 49-jährigen Geliebten, die Bitterkeit seines 70-jährigen Kompagnons und engen Freundes dem nach?

Eben!

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