Arik Brauer, der Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter, muss in einen Jungbrunnen gestiegen sein, denn wie 90 wirkt er nicht und nach wie vor steht er täglich acht Stunden an der Staffelei in seinem Haus im Cottageviertel in Wien-Währing.

https://www.youtube.com/watch?v=_0RQbPYj-m0

Zu seinem Geburtstag hat er sich selbst beschenkt: Vor kurzem hat er die LP Von Haus zu Haus aus dem Jahr 1994 neu gestaltet und veröffentlicht. Er besingt darauf sehr persönlich und autobiograpisch die wichtigsten Häuser seines Lebens. Neben den lebendigen Erzählungen und dem sängerischen und interpretatorischen Können Arik Brauers sind auch die hohe Qualität der Arrangements und die ausgezeichneten Musiker wie Timna Brauer, Elias Meiri u.a. bemerkenswert.

Das Konzeptalbum beginnt mit dem "Viererhaus" In der Zinskasern in Ottakring, wo er als Sohn eines aus Litauen stammenden jüdischen Schuhmachers am 4. Jänner 1929 als Erich Brauer geboren wurde und aufgewuchs.

Ab 1957 lebte er mit seiner Frau mehrere Jahre in der Pariser Bohème. Den Lebensunterhalt verdienten sich die Beiden als israelisches Gesangsduo Neomi et Arik Bar-Or. In Paris hatte Arik Brauer auch seine erste erfolgreiche Einzelausstellung. Im Lied vom Haus am Place de la Contrescarpe im 5. Arr. singt er über das alte und schiefe Haus mit dem Poeten im Dachgeschoss, der keine Miete bezahlen konnte, die Ratte namens Madame Curie im Keller und die vergessenen Genies im Bistro nebenan, wo man bei Cola und Bier täglich bis vier Uhr früh sang und feierte.

Eine besonders lebendige Erzählung ist seine Schilderung vom Bau seines Hauses im Künstlerdorf En Hod, das Haus im Heiligen Land, in dem er seit Jahrzehnten jedes Jahr einige Monate verbringt.

Der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk hatte 1990 die Idee zur Errichtung eines Hauses im Stil des Phantastischen Realismus mit Dutzenden geförderte Mietwohnungen und beauftragte Arik Brauer mit der künstlerischen Gestaltung. Das Arik-Brauer-Haus wurde in der Gumpendorferstraße 134-138 errichtet. Das Lied Das Brauerhaus beschreibt in ironischer Weise den Bau von der Grundstücksuche über die typisch österreichische Bürokratie und die erwartete Kritik im Anschluss.

Die Herrschaft der Nationalsozialisten überlebte Arik Brauer in einem Versteck in Wien. Sein Vater starb 1944 in einem Konzentrationslager. Nach dem Krieg schloss sich der junge Brauer zunächst der KPÖ an, wandte sich aber bald enttäuscht ab. Er ließ sich politisch nie von welcher Seite auch immer vereinnahmen und überrascht in Talkshows immer wieder mit klaren Worten, etwa vor wenigen Monaten zur "Liederbuchaffäre". Arik Brauer sieht jedenfalls keine antisemitische Gefahr in Nazi-Liederbüchern, wohl aber ein großes Problem in der Masseneinwanderung aus dem arabischen Raum. „Die Einwanderung ist das Problem. Denn 250.000.000 Araber wollen Juden unter der Erde oder am Grunde des Mittelmeeres sehen. Und viele von denen wandern hier ein. Das ist die Gefahr."

https://www.fischundfleisch.com/tantejo/arik-brauers-meinung-zum-burschenschaftslied-und-zur-einwanderung-44687

Die große Geburtstagsfeier für Arik Brauer findet im Rabenhof statt und ist ausverkauft. Restkarten gibt es noch für weitere Termine. Seine Tochter, die Schauspielerin, Sängerin und Entertainerin Ruth Brauer-Kvam, wird durch das Programm begleiten und den Bogen von der Zwischenkriegszeit in Ottakring bis nach Las Vegas in den 60ern, von Radfahrten nach Afrika bis zu Vernissagen in Tokyo spannen.

Alles Gute zum Geburtstag!

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P.S. Ergänzend auf Empfehlung von @crinan (danke!), nachzuhören bis 06.01.2019 11:39 Uhr: https://oe1.orf.at/player/20181230/538986

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