Am heutigen Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie (International Day Against Homophobia, Transphobia and Biphobia, kurz IDAHO oder IDAHOT) möchte ich daran erinnern, dass Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung am Beginn des dritten Jahrtausends eigentlich nichts mehr verloren hat. Dennoch werden die betroffenen Menschen in 72 Ländern traktiert, unterdrückt und kriminalisiert. In einigen Ländern droht ihnen außer Gewalt sogar die Todesstrafe, und zwar im Iran, Saudiarabien, Jemen, Sudan, in Teilen Somalias und Nigerias und bis vor kurzem in den IS-besetzten Gebieten im Irak und Syrien.
Der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie wird seit 2005 jährlich am 17. Mai von Homosexuellen und später auch Trans- und Bisexuellen als Aktionstag begangen, um durch Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und Lobbying auf die Diskriminierung und Bestrafung von Menschen hinzuweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Heteronormativität abweichen. Der 17. Mai wurde ausgewählt, weil die WHO am 17. Mai 1990 beschlossen hat, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen. Im Unterschied dazu ist Transsexualität in dieser Klassifikation immer noch als psychische Störung eingestuft. Eine Änderung ist für 2018 vorgesehen.
Die Spielarten der Kultur, der Religion und Tradition, die in den Herkunftsländern der LGBTIQ-Flüchtlinge vorherrschen, fördern eine massive Homopobie. Die Betroffenen wurden zudem auch auf der Flucht bedroht und sogar in Österreich müssen sie ihre Identität in den Asylunterkünften weiterhin verstecken.
Die Wiener Flüchtlingshilfe der Organisation Queer Base unterstützt LGBTIQ-Flüchtlinge (lesbische, schwule, bisexuelle, transgender und intersexuelle Menschen sowie queers). Für ihr Engagement hat die Queer Base 2017 den Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte und den Alexander-Friedmannpreis vom Psychosozialen Zentrum ESRA erhalten.
In der Rosa Lila Villa in Wien VI, Linke Wienzeile 102, sind jeden Donnertag Abend, dem "Bunten Abend", Dutzende Leute da, auch viele Berater. Es besteht die niederschwellige Möglichkeit, anzudocken und Auskunft zu erhalten. Geholfen wird hier von fünf Angestellten und weiteren 15 ehrenamtlichen Helfern. Derzeit werden 350 Klienten betreut und jede Woche kommen drei bis vier neue dazu.
Unterstützung gibt es in der Rechtsberatung sowie bei sozialen Kontakten, weil sich viele der Betroffenen sehr isoliert fühlen, denn sie können nicht auf ihre Herkunftscommunity zählen und auch nicht auf die österreichische Mehrheitsgesellschaft. Unterstützung gibt es auch im Wohnbereich, denn LGBTIQ-Flüchtlinge erfahren auch in den Unterkünften Gewalt und Mobbing bis hin zu Vergewaltigung. In LGBT-Queer-Base-Unterkünften der Diakonie können aber momentan nur 70 Menschen betreut werden.
LGBTIQ-Flüchtlinge sind Menschen, die jahrelang traumatisiert wurden. Nicht nur, dass sie das Wesentliche ihrer Identität verstecken mussten. Sie mussten unter (Todes)angst leben, erlebten Gewalt und das im Namen der Ehre. Manche der Betroffenen wurden zwangsverheiratet oder von der Familie verstoßen. Das Recht zu leben wurde ihnen abgesprochen!
Viele haben keine Sprache um sich selbst zu beschreiben, wer sie sind und wie sie fühlen. Es gibt in ihrer Sprache nur Schimpfwörter um das auszudrücken, was ihre Identität ausmacht. Daher beginnt die Hilfe mit Gesprächen und bei der Coming Out-Beratung.
Auch Aufklärung über sexuelle Gesundheit wird bei Queer Base groß geschrieben. In Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Wien werden HIV- und Syphilis-Testungen gratis durchführt.
Da sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität in Österreich asylrelevante Verfolgungsgründe sind, wird eine Bestätigung erst nach intensiven Gesprächen und nach längerer Zeit ausgestellt. Denn dass jemand Homosexualität nur vorgibt und Beratung nur zum Schein in Anspruch nimmt, muss ausgeschlossen werden.
Im geschützten Raum der Rosa Lila Villa können sich viele der schüchteren Neuankömmlinge, die auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität aus ihrer Heimat fliehen mussten, zum erstenmal in ihrem Leben frei bewegen und zu ihrer sexuellen Identität stehen.
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