In diesem Artikel geht es dieses Mal nicht ums Bloggen und Blogger. Da ich im erwerbsfähigen Alter bin und zweigleisig fahre, in dem ich Schreibarbeit suche und mich über andere Berufsmöglichkeiten informiere, ist mir aufgefallen, dass in der Bundesrepublik Deutschland ab und zu neue Berufsbilder für Vollblinde und hochgradig sehbehinderte Arbeitssuchende erfunden werden. Das jüngste Beispiel ist der Beruf des Schriftdolmetschers oder der Schriftdolmetscherin, das ab März 2015 als Weiterbildung im Berufsförderungswerk Nürnberg angeboten wird. Was daraus wird, bleibt zu beobachten.
Ein sehr junger Beruf ist die Arbeit als medizinische Tastuntersucherin. Diese Aus- und Weiterbildung wird seit dem Jahr 2007 im Berufsförderungswerk Düren angeboten. Inzwischen können sich blinde und stark sehbehinderte Frauen auch in Halle, Mainz und Nürnberg ausbilden lassen.
Eine medizinische Tastuntersuchung dient der Diagnose von Brustkrebs. Sie ist eine Ergänzung zu anderen Diagnoseverfahren, z. B. Ultraschall. Der Duisburger Frauenarzt Frank Hoffmann hatte die Idee den gut ausgebildeten Tastsinn blinder Frauen zu nutzen und entwickelte eine Vorgehensweise, bei der speziell entwickelte Klebestreifen eingesetzt werden, um bestimmte Brustpartien zeitweilig abzukleben, damit eine gründliche und systematische Abtastung der Brust möglich ist. Im Unterschied zu der üblichen Vorsorgeuntersuchung, bei der der Frauenarzt in wenigen Minuten die Brust abtastet, um Anhaltspunkte dafür zu bekommen, ob weitere Diagnoseverfahren eingesetzt werden sollen, dauert die ausführliche Tastuntersuchung der blinden Tastuntersucherinnen 30 bis 60 Minuten.
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Speziell für Frauen im Alter bis zu 50 Jahren ist die Belastung der Brust das einzige Diagnoseverfahren zur Vorsorge von Brustkrebs. Die ausführliche Variante der Tastuntersuchung, wie sie von den medizinischen Tastuntersucherinnen durchgeführt wird, zählt zu den individuellen medizinischen Leistungen. Das heißt, dass sie bislang noch nicht von allen Krankenkassen übernommen werden. Tastuntersuchungen kosten zwischen 45 und 50 €. Das Projekt Discovering Hands verfügt über eine Homepage mit aktuellen Informationen überPraxen und medizinische Tastuntersucherinnen, die in der Bundesrepublik arbeiten. Unter
http://www.discovering-hands.de/ finden Frauen, die sich in die vertrauenswürdigen Hände einer MTU begeben möchten, Informationen über Praxen und MTU in ihrer Region.
Nicht jede blinde oder stark sehbehinderte Frau kann MTU werden. Denn auch bei blinden Personen ist der Tastsinn unterschiedlich sensibel. Darüber hinaus gibt es Erkrankungen, die die haptischen Fähigkeiten einschränken können. Dazu gehört z. B. Diabetes.
Für mich kommt dieser Beruf leider auch nicht in Frage. Inzwischen habe ich zumindest zeitweilig merklich Durchblutungsstörungen in den Händen. Wer will schon deutliche Alterskälte zu spüren bekommen, mag die Frau auch ansonsten noch so nett und vertrauenswürdig sein?;)
Bedauerlich ist, dass die ausführliche Tastuntersuchung, wie sie die Tastuntersucherinnen anbieten, nicht von allen Krankenkassen übernommen wird. Schließlich bedeutet dieser Aspekt die faktische Anerkennung des Verfahrens und auch der Tätigkeit der blinden Frauen. Und gerade in Praxen in Regionen, in denen viele finanziell schlecht situierte Menschen wohnen, ist die Kostenübernahme für Behandlungen auch ein Argument keine MTU einzustellen. Wei viele blinde Frauen in diesem neuen Beruf auch ihre Berufung finden können, hängt von der Gesundheitspolitik, den Krankenkassen und anderen Behörden ab. Schließlich müssen die Kosten für die Ausbildung von Jobcentern oder bei spät erblindeten Frauen von den Rentenversicherungen übernommen werden. Selbstverständlich bleibt die Entscheidung über den Einsatz weiterer Diagnoseverfahren und die Behandlung weiterhin beim Frauenarzt. MTU legen eine Prüfung ab, z. B. bei der Ärztekammer Rheinland. An der Universität Essen wurde auch eine Studie durchgeführt, die die Qualität der Diagnose der MTU geprüft hat. Doch, wie gut die ausführliche medizinische Tastuntersuchung im Vergleich zur üblichen Abtastung der Brust ist, müssten Vergleichsstudien klären.
Und natürlich geht es auch um die Entscheidung und das Vertrauen der Patientinnen. Und ich gebe zu, dass ich mich bei meiner Frauenärztin in guten Händen weiß und fühle. Und daher fahre ich nicht nach Duisburg, wo es zwei MTU gibt, Stand 2014.