Der Ibiza-Skandal als unausweichliche Verfallserscheinung der Demokratie

Schon die Philosophen der griechischen Antike waren von der Sorge getrieben, daß die damalige Form der Demokratie (die in der Tat nur noch wenig mit ihrem modernen Ebenbild gemein hat), sich letztenendes in eine "Ochlokratie", d.h. in eine "Herrschaft des Pöbels", verwandeln würde. "Ibizagate" zeigt nur, wie weit fortgeschritten diese Entwicklung bereits ist.

In der Antike galten sogar viel strengere Voraussetzungen, um an der Legislative, der Versammlung der Deme, teilnehmen zu dürfen. Ein Bewerber musste ua. mindestens 18 sein, männlich, nachweisen, daß seine Eltern Athener waren und daß er sein Erbe nicht verschwendet hatte. Als Ideal galt es, daß sich gute Menschen an der Verwaltung des Gemeinwesens (In Griechenland war dies die "Deme", die kleinste Verwaltungseinheit) beteiligen. Um dies sicherzustellen, wurde gnadenlos ausgesiebt.

Wollte jemand ein Mitglied des "Rat der 500", der damaligen Regierung, werden, mussten der Bewerber noch strengere Voraussetzungen erfüllen. Diese wurden dann in einer Befragung vor einer Art Kommission ergründet. Der Kandidat musste hier zB. beantworten, ob er die Gräber seiner Familie ehre, wo in seinem Haus sich der Schrein des Zeus befinde oder aus welcher Deme sein Vater stammt.

Doch dies fand alles vor einer langen zeit statt. Heute wurden sämtliche Beschränkungen des Wahlrechts abgeschafft und damit das Tor zur Massendemokratie, oder, besser gesagt, der "Herrschaft des Pöbels" aufgestoßen. Heutzutage darf eben jeder ein Kreuzchen malen und jeder darf sich bewerben. Und so sehen dann auch die Politiker aus, die die Masse wählen: Sie gleichen sich dem Durchschnittswähler an und gehören irgendwann selbst zum Pöbel, wie die jüngsten Beispiele, Strache und Gudenus, gezeigt haben. Die Politiker beginnen zu saufen, zu protzen und größenwahnsinnig zu werden. Und selbst diejenigen, die dieses Verhalten aufdecken, sind dabei nicht von tugendhaften Motiven getrieben: Wie es aussieht, wollten der Anwalt und seine Clique ihr "investigativ-zivilgesellschaftliches Projekt" für ein paar Millionen verhöckern.

Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, ein Gemeinwesen zu leiten (Desto größer das "Gemeinwesen", umso schwieriger wird es). Man muss dafür in den ersten beiden Teilen der praktischen Philosophie glänzen: Der Ethik und der Ökonomik. Die Ethik beschäftigt sich mit der Bewertung des menschlichen Handelns, die Ökonomik, im antiken Verständnis, mit der Wirtschaft des Hauses und der Familie. Darauf zielte auch die erwähnte Befragung ab: Tugendhafte Menschen, die mit sich und ihren Mitmenschen im reinen sind und weder verschwenderisch noch anderweitig lasterhaft mit ihrem Einkommen umgingen, herauszufiltern und sie mit der Leitung des Gemeinwesens zu beauftragen.

Was kann man letztendlich tun ? Ein wichtiger Schritt wäre es schon mal, wenn man sich der Stimmabgabe am Wahlsonntag verweigern würde. Denn der Akt des Wählens signalisiert Nachfrage, Nachfrage nach dem derzeitigen System und seinen Vertretern: Dem Politiker des Typus Ibiza.

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 11.07.2019 12:09:11

3 Kommentare

Mehr von The Levantine Patriot