Am diesjährigen Tag nach Rosenmontag war, wie fast jedes Jahr, Faschingsdienstag. Als ich noch der Waldbauernbub war bin ich fast jedes Jahr am Nachmittag des Hl. Faschingsdienstags auf den Uferwiesen der Rott spazierengegangen. Ich habe diese Spaziergänge geliebt, denn meistens war am Faschingsdienstag schon Vorfrühling. Die Sonne war zwar rar und immer noch ziemlich schwach, die Wiesen neigten eher zu braun als zu grün, aber der richtige und wahre Frühling war bereits zu fühlen. Der Fluß und seine Auen verströmten einen unbeschreiblich zarten Duft. Ein bisserl Tod vom Winter war noch da, aber die Verheißung von Leben lag bereits in der Luft. Welch' Narretei wäre es gewesen, an so einem Tag mit Clownsnase durch die Stadt zu laufen und Luftschlangen hinter sich flattern zu lassen...
Damals mußten wir auch an Fasching am Vormittag in die Schule gehen und am Samstag sowieso. Heute dagegen hab ich keine Ahnung mehr, an welchen Tagen ein Feiertag ist oder ein halberter oder gar ein ganzer Arbeitstag. Heute schalte ich den Laptop an und weiß innerhalb weniger Minuten, wie es sich mit dem Datum verhält [1]. Schneller geht's natürlich, wenn ich mich vom Schreibtischstuhl erhebe und aus dem Fenster auf den angrenzenden Gewerbepark blicke: Wenn auf dem Parkplatz im Hinterhof des Gewerbeobjektes mehr als zwei Autos stehen, dann muß heute ein Arbeitstag sein, so einfach ist das.
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Die Gegenprobe zeigt, daß die zweite Aufnahme von einem Sonn- oder Feiertag stammt. So, Leute, funktioniert empirische Wissenschaft.
Im Sommer allerdings kann mir das Parkplatzorakel nicht weiterhelfen, denn im Sommer schirmt mich eine grüne Wand vor dem Anblick und weitgehend auch vor den Geräuschen des Gewerbeparks (Gewerbepark, was für ein Wort!) ab. Deswegen hat es Gott in seiner unendlichen Weisheit so eingerichtet, daß es im Sommer kaum Feiertage gibt. Harmonie der Welt.
Harmonie der Welt, so nannte Kepler dergleichen glückliche Fügungen. Vielleicht meinte er aber auch etwas anderes damit, womöglich war es auch gar nicht Kepler.
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[1] Man denke nur an das bekannte Gedicht von Detlef von Lilienkron: Der Rebbe frägt den Schabbesgoi / Ob Mon- heut oder Dienstag sei. / Drauf sprach der Schabbesgoi zum Rebben, / Daß Mittwoch sei, und zwar seit ebben.