Der "Faust" und dem Faust sein Schwanz

Oder

Was ist schon die Wissenschaft gegen das Ficken?

Erinnert sich noch jemand an die Geschichte des Kollegen Goethe über Faust? Am Ende seines Lebens sitzt der Alte Wissenschaftler Heinrich Faust in seinem Studierzimmer und konfrontiert sich mit der Erkenntnis, daß er - wenngleich er einer der klügsten Menschen seiner Zeit ist - am Ende doch nichts Rechtes wird erkennen können, denn die Zeit ist eine Matz, ein Miststück. Seine Zeit zumindest ist abgelaufen. Säuftsend greift er nach dem Becher mit dem Fächer (oder war's doch eher der Pokal mit dem Portal?), um alldem ein Ende zu setzen. Gerade als er den Giftbecher an die Lippen setzen will erscheint wie in jedem anderen Kasperl-Larifari-Stück sekundenpünktlich der Deibel himself und bietet ihm einen deal an: Faust wird wieder jung, er hat noch ein Zweites Leben im Kofferraum und kann nun mit neuer Kraft und neuer Perspektive weiterforschen. Dafür will Mephisto nichts weiter als Faustens Seele, die ihm nach eigenen Angaben eh noch nie Spaß gemacht hat. Faust schlägt ein.

Rabimms, Rabumms, Faust ist wieder jung - und was macht er? Wandert er nach Genf, um dort am CERN zu erforschen, was die Welt im Innersten zusammenhält? Nein, er begibt sich nach Leipzig, das schon damals die Welthauptstadt hemmungslosen Lebensgenusses war und schüttet sich in Auerbachs Keller die Birne voll. Dann reitet er auf einem Besen den Blocksberg hinan zum Hexensabbat und fickt dort alles, was ihm vor die Eichel kommt. Irritierenderweise braucht der eben gerade wieder jung Gewordene dazu einen Rammeltrank, aber lassen wir das, Dichtkunst und Logik waren noch nie ein Dreamteam. Halten wir aber fest: So wie am Lehrstuhl Faust funktioniert Wissenschaft noch heute: Forschungsgelder beantragen und dann mit dem ergaunerten Geld Symposien, also alkoholgetränkte Orgien mit Hetären veranstalten.

Ich segelte mit steifem Mast

Zu mancher Schönen, machte Rast

Und hab die andern dann verpaßt

Es gibt zu viele

Das ist jetzt ausnahmsweise nicht Goethe, sondern Biermann.

Das Hexen-Viagra scheint wirklich Teufelszeug zu sein.

Ganz am Ende der Szene "Hexenküche" spricht Mephisto zu sich (Faust soll es nicht hören):

MEPHISTOPHELES.

(Leise.) Du siehst, mit diesem Trank im Leibe,

Bald Helenen in jedem Weibe.

Das heißt in normales Kneipendeutsch übersetzt: Dieser Trank macht dich so was von rattenscharf, da ist dir jede Frau zum Vögeln recht.

ENDE DER SZENE. - Anschließend, un-mit-tel-bar anschließend, beginnt die Szene, in der Faust Gretchen das erste Mal begegnet.

Straße

Faust. Margarete vorübergehend.

FAUST.

Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,

Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?

MARGARETE.

Bin weder Fräulein, weder schön,

Kann ungeleitet nach Hause gehn.

Heißt, das erste, erstbeste weibliche Wesen, das ihm nach dem Konsum des Geiltranks über den Weg läuft, läßt seine Begierde auflodern. Gleich anschließend setzt er in seiner Ungeduld Mephisto unter Druck, dieser möge ihm doch durch seine Zaubereien Gretchen noch in dieser Nacht ins Bett legen.

Das ist die Psychodynamik der Geschichte, die erstaunlicherweise von den meisten Interpreten als Liebesgeschichte gedeutet wird. Es ist aber - und dies ganz unverhohlen - die simpelstmögliche Psychodynamik, die nur denkbar ist. Lechz! Sabber! Gier! Aah, Baby, ich komme!

Es sei daran erinnert, daß der "Faust" als das deutsche Nationaldrama gilt.

Ein ernstes Wort noch an den Lieben Gott: Weil du den Faust gerettet hast, hat's dann wenig später das Gretchen derlaibelt. Schlau war dieses Arrangschemang nich. Aber man kennt das von dir. Ich erinnere an die Panne mit dem Apfel im Paradies, den abtrünnigen Engeln und dem anschließenden Höllensturz. Ferner schmiere ich dir Sodom und Gomorrha auf's Brot, die Sintflut und daß es danach auch nicht besser geworden ist. Ein anderes Wort für GOtt? Pleiten, Pech und Pannen [1].

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[1] Okay, das waren jetzt vier Wörter, das war meine Panne.

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