Der Wettlauf zwischen Satire und Wirklichkeit

Daß der Abonnent einer Zeitung aus Verärgerung über einen in dieser Zeitung erschienen Artikel sein Abo kündigt, damit muß eine Zeitung leben. Der umgekehrte Fall ist dagegen in seiner Absurdität eher etwas für Comedy und Cartoon. Gerhard Seyfried hat die Situation in dieser Zeichnung aus den frühen achtziger Jahren sehr witzig dargestellt.

Womit Seyfried nicht rechnete war die FAZ, die relativ kurze Zeit nach dem Erscheinen der Zeichnung den Ehrgeiz hatte, die Satire in der Wirklichkeit einzuholen.

1984 hatte ein Druckerstreik die FAZ zeitweise lahmgelegt, Notausgaben wurden mit dem Hubschrauber ausgeflogen. Nach dem Streik schrieb der damals schon ehemalige Intendant des Norddeutschen Rundfunks Martin Neuffer einen Brief an die Redaktion, in dem er die doch "ganz ordentliche Zeitung" aufforderte, nach den großen Streiktönen "wieder auf den Teppich zu kommen" und die pathetisch "wogenden Brü­ste" ruhigzustellen.

Der Verlag war not amused, die Geschäftsführung schrieb zurück: "Wir sind nicht be­sonders empfindlich, aber Ihr selbstgerechter und auch unhöflicher Brief mißfällt uns, zumal er jeglichen Respekt vermissen läßt, auf den wir Anspruch haben. Über die Frankfurter Allge­meine Zeitung sollen Sie sich nicht mehr ärgern. Wir kün­digen deshalb den Abonne­mentsvertrag zum 31. Jul 1984."

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