Ich habe neulich mit meinem Sohn gesprochen, dem Molekularmediziner, nicht dem Journalisten. Überm Diskutieren sind wir schließlich ins Blödeln gekommen, aus dem man normalerweise zwanglos wieder zurück kommt ins ernsthafte Diskutieren. Mag sein, daß dann das Gespräch... wie drück ich's aus?... assoziativer geworden ist. Ernsthafte Leute sagen gerne auch "kreativer".
Wie auch immer, mein Sohn meinte plötzlich, man sollte Deutschland in Ausland umbenennen. Plötzlich gäb's in Deu... äh Ausland nur noch Ausländer, keiner wäre mehr diskriminiert. Ob du aus Syrien kommst, aus der Türkei, du gehörst dazu, sogar die Österreicherin wäre dann mit einem Male unsere Bruderin. Integrierter kann keiner sein als ein Ausländer in Ausland.
Wir kamen dann drauf, daß man die Sache natürlich auch umdrehen könnte. Wir definieren alles, was nicht Deutschland ist als Ausland, nur als Ausland, ohne weitere Differenzierung. Das würde die zwischenmenschliche Kommunikation ungemein erleichtern, denn es gäbe dann nur noch zwei Sprachen, Deutsch und Ausländisch. Und man könnte Ausländer in alle Himmelsrichtungen abschieben, denn überall wäre Ausland und im Ausland ist der Ausländer ja daheim. Logisch.
Vielleicht kennt einer noch Karl Valentins Diktum: "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde."
Und damit muß ich Schluß machen, ich muß mir dringend andere neue Sachen ausdenken, mit denen ich die Welt retten könnte.
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"Sag, gibt's bei euch in der Kindergartengruppe auch Ausländer?" - "NEIIIIN! Nur Kinder."
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Der Franze hat gsagt, wegen ihm bräucht's keine Ausländer. Er, sagt er, wär sich selber fremd genug.